Politik

Kuriose Wahlkampfspots Netanjahu macht sich zum Babysitter

Gemütlich unter der Wolldecke - so kannte man Benjamin Netanjahu bislang nicht.

Gemütlich unter der Wolldecke - so kannte man Benjamin Netanjahu bislang nicht.

In Israel stehen Wahlen an. Da wirft sich auch Ministerpräsident Netanjahu mit lustigen Spots in die Schlacht. Seine Botschaft: Er ist der einzige Erwachsene im israelischen Parlament. Und ein super Baby-, pardon, "Bibi-Sitter".

Keine sechs Wochen vor den Parlamentswahlen in Israel am 17. März wird es für Ministerpräsident Benjamin Netanjahu höchste Zeit ein paar Sympathiepunkte zu sammeln. Denn dass Netanjahu und seine Likud-Partei eine vierte Amtszeit antreten wird, ist derzeit nicht so selbstverständlich, wie es noch vor Wochen schien.

Die israelischen Medien arbeiten sich an dem "Pfandflaschenskandal" seiner Frau Sara ab, wonach diese im Amtssitz das Pfandgeld für auf Staatskosten gekaufte leere Flaschen eingestrichen haben soll. Die Opposition schmiedet mit Oppositionsführer Jizchak Herzog (Arbeitspartei) und der entlassenen liberalen Justizministerin Zipi Livni (Hatnua) derzeit Allianzen gegen ihn, während sich sein rechtes Lager weiter zersplittert. So wird etwa die von Siedlern und Nationalreligiösen geprägte Partei "Jüdisches Heim" von Wirtschaftsminister Naftali Bennett nicht zusammen mit dem Likud antreten.

Zeit, diesen Kindergarten zur Ordnung zu rufen - wenn auch erstmal nur in einem Wahlkampfspot. Darin gibt Netanjahu den Kindergärtner, der einen ganzen Raum voller Rabauken in den Griff kriegen muss: Der kleine bärtige "Evet" - russischer Vornahme des ultranationalistischen Außenministers Avigdor Liebermann - soll endlich lernen zu teilen. Mini-Yair Lapid, ehemaliger Finanzminister, der im Dezember seinen Posten mit einem großen Knall aufgab, soll aufhören, Sachen zu zerstören. Ein kleiner Junge mit Kippa, Wirtschaftsminister Bennett, spielt sinnlos mit Spielzeugpanzern und streitet sich mit Lapid. Und nicht zuletzt tobt und rennt die kleine Zipi durch den Raum und kann nicht eine Minute stillsitzen.

Abgesehen davon, dass man das Video auch so interpretieren könnte, dass Netanjahu seine Regierung nicht im Griff hat, wurde der Spot von der israelischen Wahlkampfaufsicht gesperrt, weil Kinder unter 15 Jahren nicht in Wahlkampffilmen gezeigt werden dürfen. Kein Problem für Netanjahu – er brachte einfach den nächsten Spot raus: "Der Bibi-Sitter". Darin überrascht er ein junges Elternpaar als der bestellte Babysitter. Als diese unschlüssig sind, ob er der richtige für den Job ist, zeigt er ihnen die Alternativen auf - es ist entweder Bibi, Zipi oder "Buji", der Spitzname von Jizchak Herzog. Das gefällt den Eltern nun gar nicht - wenn sie "Buji" nähmen, wäre bei ihrer Rückkehr ja kein Haus mehr da, dieser Babysitter würde selbst den Teppich verkaufen. Eine Spitze auf Herzogs Vorschläge in den israelisch-palästinensischen Friedensgesprächen. Und Zipi? Die könne doch nicht zwei Stunden an einem Ort bleiben. Livni, die ursprünglich zur Likud-Partei Netanjahus gehörte, hat seither mehrere Male die Partei gewechselt oder gleich eine neue gegründet. Auch ihre Allianz mit der Arbeitspartei von Herzog war von politischen Beobachtern nicht vorhergesehen worden.

Also bleibt dem jungen Paar nur der gute, alte "Bibi-Sitter". Der macht es sich gleich unter der Wolldecke mit Popcorn gemütlich und schaut sich den alten, verbotenen Werbespot im Fernsehen an. Als die Eltern zurückkehren, rufen sie fröhlich "Shalom" - eine hebräische Grußformel, die gleichzeitig "Frieden" bedeutet - worauf der Bibi-Sitter sie belehrt: "Nicht bedingungslos!"

Quelle: ntv.de

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