Politik

Bundesamt sucht Alternativen Neubau von Zivilschutz-Bunkern zu langwierig

Der frühere Hochbunker an der Bohnekampstrasse in Gladbeck.

Der frühere Hochbunker an der Bohnekampstrasse in Gladbeck.

(Foto: picture alliance / Rupert Oberhäuser)

Auch in Deutschland wird nach dem russischen Angriff auf die Ukraine wieder über die Verfügbarkeit von Zivilschutz-Bunkern nachgedacht. Die wurden vielerorts aufgegeben und sind nun nicht so schnell zu ersetzen.

Einen möglichen Neubau von Bunkern sieht der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe skeptisch. "Neue Bunkeranlagen mit einem sehr hohen Schutzanspruch zu bauen, kostet sehr viel Geld und vor allem auch sehr viel Zeit. Das dauert Jahre", sagte Ralph Tiesler dem "Tagesspiegel".

In den vergangenen Jahrzehnten seien viele der in Deutschland vorhandenen Bunkeranlagen aus der Zivilschutzbindung entlassen und an die Bundesimmobilienagentur übergeben worden, um sie irgendwann einer anderen Nutzung zuzuführen oder abreißen zu lassen. Das sei erst einmal gestoppt worden. Derzeit prüft das Bundesamt, welche Bunkeranlagen in Deutschland überhaupt noch nutzbar sind. "Bis Ende des Jahres wollen wir einen Überblick haben, welche Schutzräume noch da sind. Im Laufe des nächsten Jahres wollen wir wissen, welche davon sich theoretisch wieder reaktivieren lassen", sagte Tiesler dem "Tagesspiegel".

Er hielte es für sinnvoller, über andere Konzepte nachzudenken. So wolle sich seine Behörde etwa einen Überblick darüber verschaffen, welche U-Bahnhöfe oder Tiefgaragen geeignet seien, Zivilisten Schutz zu bieten. Zudem laufe derzeit eine Bestandsaufnahme der noch vorhandenen Bunker und Keller. Anschließend gehe es darum, welche sich für den Zivilschutz theoretisch wieder reaktivieren ließen, erklärte Tiesler.

Tiesler kritisierte, dass die Finanzmittel, die im ersten Regierungsentwurf für den Haushalt 2023 für das BBK vorgesehen sind, nicht ausreichten. "Wenn die Politik das Versprechen einlösen will, dass der Bevölkerungsschutz Verstärkung braucht, ist viel mehr Geld nötig. Da bräuchte es allein für meine Behörde mindestens das doppelte des angedachten Betrages", sagte Tiesler.

Nach dem Ende des Kalten Kriegs waren zunächst vielerorts die Sirenen zur Warnung der Bevölkerung abgebaut worden. 2007 wurde dann entschieden, die öffentlichen Schutzräume abzuwickeln. Dieser Prozess wurde schließlich im März gestoppt, als nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine auch in Deutschland der Zivilschutz wieder stärker in den Fokus rückte.

Quelle: ntv.de, sba

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen