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G36-Affäre Neues Rohr statt neues Gewehr?

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(Foto: picture alliance / dpa)

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Die Standardwaffe der Bundeswehr ist unter Hitze nicht treffsicher. Ersetzt wird das Gewehr G36 womöglich trotzdem nicht. Eine Modernisierung der Waffen wird immer wahrscheinlicher.

Hohe Außentemperaturen, Dauerfeuer - wenn der Lauf des G36 heiß wird, sinkt die Treffsicherheit des Gewehrs mitunter auf 7 Prozent. Das ist das beschämende Ergebnis des jüngsten Gutachtens zur Standardwaffe der Bundeswehr. Gefordert sind 90 Prozent.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte deshalb vor einigen Tagen: "Dieses Gewehr hat in der Bundeswehr keine Zukunft." Doch das stimmt so womöglich nicht. Die CDU-Politikerin lässt klarstellen, dass sie diese Aussage mit dem Zusatz "in der heutigen Konstruktion", relativiert hat. Und nach Angaben der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) zeichnet sich ab, dass die Waffe nicht ersetzt, sondern womöglich nur modernisiert wird.

Die 170.000 Exemplare im Bestand der Bundeswehr könnten demnach ein neues Rohr bekommen. Eine Option wäre das Rohr des MG36, das wie das G36 aus der Waffenschmiede Heckler und Koch stammt. Da dieses Rohr dicker ist, reagiert es nicht so empfindlich auf Hitze. Der Hersteller brachte diese Option in einer Pressemitteilung selbst ins Gespräch.

Für Soldaten im Auslandseinsatz könnten 6000 bis 7000 Gewehre sehr kurzfristig umgerüstet werden, um die Sicherheit der Männer und Frauen nicht unnötig zu gefährden.

Verteidigungsministerium und Heckler und Koch reden wieder

Das G36 vollständig zu ersetzen, würde nach Angaben der "FAS" ohnehin schwer fallen. In Tests wurde die Waffe auch mit anderen Produkten von Heckler und Koch und anderer Hersteller verglichen. Angeblich hat sich bei diesen Tests keine eindeutig überlegene Alternative gezeigt. Obendrein müsste eine neue Waffe eine lange Testphase durchlaufen, die nach Angaben der Autoren des G36-Gutachtens bis zu zehn Jahre dauern könnte.

Ein Bericht des Fachblogs "Augen Geradeaus", der Auszüge aus dem vertraulichen Gutachten darstellt, legt nahe, dass bei dem Vergleichstest das leichte Maschinengewehr HK416BW von Heckler und Koch am besten abgeschnitten habe. Da es sich dabei anders als beim G36 nicht um ein Sturmgewehr mit "nach speziellen Anforderungen" konzipierten Eigenschaften handelt, sei aber der "Vergleich des G36 mit dem leichten Maschinengewehr HK416Bw waffentechnisch unzulässig ".

So oder so scheint alles darauf hinauszulaufen, dass Heckler und Koch weiterhin die Standardwaffe der Bundeswehr stellen wird. Nach Angaben der "FAS" gab es am Donnerstag nach monatelangem Stillschweigen und gegenseitigen Anfeindungen zwischen Verteidigungsministerium und der Waffenschmiede erstmals wieder ein Treffen. Staatssekretärin Katrin Suding besuchte Firmeneigentümer Andreas Heeschen in Bonn.

Quelle: ntv.de, ieh

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