"Sie können Menschen töten" Nordkorea baut Hacker-Armee aus
29.05.2015, 15:27 Uhr
Nordkoreas konventionelle Streitkräfte gelten als groß, aber veraltet. Über seine Cyber-Kapazitäten gibt es kaum verlässliche Informationen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit Attacken etwa auf Sony sorgen nordkoreanische Cyberkrieger jüngst für Aufsehen. Jetzt warnt ein Spezialist: Die Hacker könnten ganze Städte vernichten. Professor Kim Heung Kwang muss es wissen, er hat einige von ihnen selbst ausgebildet.
Das Regime in Pjöngjang hat laut einem übergelaufenen nordkoreanischen Computerspezialisten seine Kapazitäten für Cyberangriffe erheblich ausgebaut. Eine Einheit, die für Computer-Angriffe auf andere Staaten zuständig sei, sei auf etwa 6000 Mitglieder aufgestockt worden, sagte Kim Heung Kwang, ein ehemaliger Informatik-Professor der nordkoreanischen Hamheung-Universität, der BBC.
Kim zufolge ist die Aufrüstung im Cyber-Bereich eine absolute Priorität der nordkoreanischen Streitkräfte. Das international isolierte Land gebe zwischen 10 und 20 Prozent seines Militärhaushalts dafür aus. Die Attacken der nordkoreanischen Hacker könnten ihm zufolge dieselben Auswirkungen haben wie ein konventioneller Angriff: "Menschen töten und Städte zerstören".
Die Elite der Cyber-Krieger sitzt demzufolge in dem berüchtigten "Büro 121", das wahrscheinlich von außerhalb Nordkoreas von China aus operiert. Die dort tätigen Spezialisten arbeiten dem 2004 geflohenen Experten Kim zufolge an einem Schadprogramm nach dem Vorbild von Stuxnet, einem ausgefeilten Programm mit dem wahrscheinlich die USA und Israel das iranische Atomprogramm erheblich beschädigten. Ein solcher von Nordkorea geschaffener Virus, "um eine Stadt zu zerstören", sei eine reale Bedrohung.
Nordkoreanische Hacker waren in den vergangenen Monaten mehrfach für aufsehenerregende Attacken verantwortlich gemacht worden. Unter anderem wurden dem Sony-Konzern zahlreiche geheime Daten gestohlen, kurz bevor ein Film des Unternehmens veröffentlicht werden sollte, der sich über Nordkoreas Führer Kim Jung Un lustig machte. Besorgniserregender war allerdings ein Angriff auf ein südkoreanisches Atomkraftwerk, der allerdings abgewehrt werden konnte.
Informatikprofessor Kim geht davon aus, dass auch einige seiner eigenen ehemaligen Studenten inzwischen im "Büro 121" mitarbeiten. Wahrscheinlich seien sie stolz darauf "als Cyber-Krieger Kim Jong Uns Befehle auszuführen". Der Experte rief die internationale Gemeinschaft auf zusammen zu arbeiten, um die Bedrohung durch Nordkoreas Hacker abzuwehren. Jeder für sich allein seien die betroffenen Staaten nicht dazu in der Lage.
Quelle: ntv.de, mbo