Experte: 300 Kilo Uran verfügbar Nordkorea könnte 20 Atombomben besitzen
14.09.2016, 15:48 Uhr
Kim Jong Un mit einer Auswahl seiner Generäle.
(Foto: REUTERS)
Bis zum Jahresende könnte Nordkorea über bis zu 20 Sprengköpfe verfügen, schätzen Experten. Der Prozess der Anreicherung habe sich massiv beschleunigt. Gepaart mit dem Zusammenbruch der Diplomatie ergebe sich eine gefährliche Situation.
Nordkorea könnte nach Berechnungen eines US-Waffenexperten bis zum Jahresende über Material für etwa 20 Atombomben verfügen. Das schreibt Siegfried Hecker von der Johns Hopkins Universität in einem Bericht. Seinen Berechnungen zufolge verfügt das Regime in Pjöngjang bis Ende des Jahres über 300 bis 400 Kilogramm hochangereicherten Urans. Das abgeschottete Land habe den Prozess der Urananreicherung derart beschleunigt, dass es zusammen mit seinem Vorrat an Plutonium etwa sechs Atombomben pro Jahr herstellen könne, erklärt Hecker.
Das kommunistisch regierte Land komme mit seinem Atomprogramm einschließlich des Baus von Sprengköpfen schneller voran als von vielen im Westen erwartet. Vor diesem Hintergrund sei der jüngste, vermutlich erfolgreiche Atomtest vom vergangenen Freitag Anlass zu großer Beunruhigung, schreibt Hecker. Nordkoreas Führer Kim Jong Un sei durch den Test sehr gestärkt.
"Tod der Diplomatie"
Experten schätzen die jährliche Produktionsmenge Nordkoreas auf bis zu 150 Kilogramm Uran und den Plutonium-Vorrat auf bis zu 54 Kilogramm. Beide Stoffe können zum Bau von Atomwaffen genutzt werden. Zwar können die Plutoniumvorräte Nordkoreas mit Hilfe von Satellitenbildern vergleichsweise genau geschätzt werden. Dagegen können westliche Experten nicht erkennen, wie fortgeschritten das Uranprogramm ist. Jeffrey Lewis vom kalifornischen Middlebury Institute of International Studies sagte, Nordkorea könne wahrscheinlich an zwei Standorten hochangereichertes Uran für den Bombenbau produzieren. Hecker nannte die Uranproduktion Nordkoreas einen "neuen atomaren Joker".
Hecker beklagt einen "Tod der Diplomatie" und mahnt an, die Verhandlungen mit Nordkorea unbedingt wieder aufzunehmen, um eine Eskalation zu vermeiden.
Der Nuklearexperte Hecker war langjähriger Leiter der US-Forschungseinrichtung in Los Alamos. Der Atomversuch vom Freitag - der zweite in diesem Jahr - hatte weltweit Empörung ausgelöst. Der UN-Sicherheitsrat hatte den Test als klare Verletzung mehrerer Resolution verurteilt und "weitere bedeutende Maßnahmen" angekündigt. US-Präsident Barack Obama forderte wie Seoul harte Sanktionen gegen Pjöngjang.
Quelle: ntv.de, bdk/rts/dpa