"Verbrechen gegen den Staat" Nordkorea stellt US-Touristen vor Gericht
30.06.2014, 06:40 Uhr
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un beobachtet eine Militärübung.
(Foto: dpa)
Erst 2013 hatte Nordkorea einen US-Bürger zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt. Nun will das Land zwei weitere US-Amerikaner anklagen - wegen "feindseliger Akte". Gegenüber dem Süden zeigt sich Pjöngjang dagegen überraschend konziliant.
Die nordkoreanischen Behörden wollen zwei festgenommenen US-Touristen wegen "Verbrechen gegen den Staat" den Prozess machen. Den Häftlingen Matthew Todd Miller und Jeffrey Edward Fowle würden "feindselige Akte" zur Last gelegt, berichtet die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Diese "Akten" seien durch Beweismittel und die eigenen Aussagen der Festgenommenen bewiesen.
Fowle wurde nach Informationen der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo Mitte Mai festgenommen, weil er in einem Hotel eine Bibel zurückgelassen habe. Der 24-jährige Miller wurde im April festgenommen, als er nach der Einreise nach Nordkorea Asyl beantragte.
Die US-Regierung riet im Mai in einer neuen Reisewarnung ihren Bürgern von Aufenthalten in dem kommunistischen Land ab, weil dort selbst bei geführten Reisen die Gefahr einer willkürlichen Festnahme bestehe. Die Vereinigten Staaten haben keine diplomatische Vertretung in Pjöngjang, die US-Interessen werden von der schwedischen Botschaft wahrgenommen.
Ein 2012 festgenommener christlicher Missionar aus den USA war im vergangenen Jahr zu 15 Jahren Zwangsarbeit in einem Straflager verurteilt worden.
Geste gegenüber Südkorea
Zugleich schlägt die nordkoreanische Führung Südkorea überraschend ein Ende der militärischen und verbalen Provokationen vor. Pjöngjang sei bereit, eine entsprechende Vereinbarung zu treffen und ab Freitag umzusetzen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA unter Berufung auf die Nationale Verteidigungskommission, die höchste militärische Instanz in Nordkorea.
Den KCNA-Angaben zufolge soll es bei einer möglichen Vereinbarung vor allem um ein Ende der Provokationen an den Seegrenzen gehen. Südkorea solle ein für August geplantes neues Manöver gemeinsam mit den USA absagen, hieß es. Damit könne auch ein harmonischer Verlauf der Asienspiele im September und Oktober gewährleistet werden. Das Sportgroßereignis soll in der Stadt Incheon im Nordwesten Südkoreas stattfinden.
Nord- und Südkorea befinden sich formal im Kriegszustand, weil nach dem Koreakrieg der Jahre 1950 bis 1953 kein Friedensvertrag geschlossen wurde. Am Sonntag feuerte Nordkorea zwei Scud-Raketen mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometern ab, die vor der Küste im Meer landeten. Am Donnerstag hatte Nordkorea nach eigenen Angaben erfolgreich eine neue ferngelenkte Rakete getestet.
Am Donnerstag und Freitag wird Chinas Staatschef Xi Jinping zu einem Besuch in Südkorea erwartet. Anschließend reist er nach Nordkorea. China ist der wichtigste Verbündete des kommunistischen Nordkoreas, doch mehrten sich zuletzt die Anzeichen, dass Peking mit der konfrontativen Politik Pjöngjangs nicht einverstanden ist. Seit seinem Amtsantritt reiste Xi bislang nicht nach Pjöngjang.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP/rts