Politik

Die Angst zwei Jahre nach Utoya ist noch immer da Norwegen gedenkt der Opfer

3cy50421.jpg10764417883831919.jpg

Zwei Jahre nach den Terroranschlägen des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik in Oslo und auf Utoya haben die Gedenkfeiern für die 77 Todesopfer begonnen. Im Osloer Regierungsviertel legte Ministerpräsident Jens Stoltenberg einen Kranz vor dem Gebäude nieder, vor dem der Attentäter am Nachmittag des 22. Juli 2011 eine Bombe platziert hatte.

Ministerpräsident Jens Stoltenberg während der Zeremonie in Oslo.

Ministerpräsident Jens Stoltenberg während der Zeremonie in Oslo.

(Foto: dpa)

In einer Ansprache appellierte Stoltenberg an die norwegische Gesellschaft, ihren Überzeugungen treuzubleiben: "Wir dürfen unsere Werte, die am 22. Juli angegriffen wurden, nie aufgeben: Humanität, Vielfalt, Solidarität und eine offene Gemeinschaft. Sie sind unsere stärkste Waffe und unsere stärkste Verteidigung gegen Gewalt und Terror", sagte Stoltenberg. Norwegen werde sich niemals abschotten. "Norwegen soll eine offene Demokratie sein, in der alle ohne Furcht leben können."

Nachdem er die Bombe im Regierungsviertel deponiert hatte, war Breivik zur Insel Utoya gefahren und hatte wahllos auf die Teilnehmer eines Jugendlagers der Arbeiterpartei geschossen. 77 Menschen kamen an diesem Tag durch die Anschläge ums Leben.

Regierungsviertel schwer gezeichnet

Auf Utoya werden allmählich die Häuser wieder renoviert. Das Jugendtreffen der Sozialdemokraten findet seit dem Anschlag dort nicht mehr statt.

Auf Utoya werden allmählich die Häuser wieder renoviert. Das Jugendtreffen der Sozialdemokraten findet seit dem Anschlag dort nicht mehr statt.

(Foto: dpa)

Neun Gebäude wurden bei der Explosion der Bombe beschädigt. Am schlimmsten das Hochhaus, der sogenannte H-Block, in dem sich das "Statsministerens kontor" und das Justizministerium befanden. Vor diesem Gebäude hatte Breivik den Lieferwagen mit der Bombe geparkt. Durch die Wucht der Explosion zersplitterten alle Glasscheiben der ersten zwölf Etagen. Auch die umliegenden Gebäude wurden stark getroffen. Zwei weitere sind seitdem nicht mehr benutzbar. Die Arbeitsplätze von 2000 Menschen wurden zerstört. Von einer Minute auf die andere wurde die Regierung quasi obdachlos.

Überlebende haben immer noch Angst

Nach einer jüngst erschienenen Studie, leiden noch viele Überlebende des Anschlags auf Utoya unter Angst und Depressionen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Norwegischen Forschungszentrums für Gewalt und traumatischen Stress (NKVTS).

Zwar kämpften wesentlich weniger Betroffene und ihre Angehörigen mit körperlichen und psychischen Problemen als noch ein halbes Jahr nach dem grausamen Mord. "Die meisten sagen, sie haben gute Unterstützung." Trotzdem zeigten viele noch posttraumatische Reaktionen. Das spiegele sich auch in den schulischen Leistungen der Überlebenden wieder, teilte NTB mit. 60 Prozent der Teilnehmer an der Studie hätten demnach erklärt, sie seien nach den Ereignissen vom 22. Juli 2011 schlechter in der Schule.

Das Forschungszentrum hatte 285 Jugendliche und 435 Eltern und Betreuer zwei Mal nach dem Anschlag befragt - einmal im Herbst 2011, ein zweites Mal ein Jahr später. Es soll noch eine dritte Runde geben. Kinder unter 13 Jahren waren nicht befragt worden.

In ganz Norwegen wird jetzt der Opfer gedacht. In der Osloer Domkirche sind mehrere Gottesdienste geplant. Auf der Insel Utoya ist eine Gedenkfeier für Angehörige und Überlebende vorgesehen. Die Zeremonie ist nicht öffentlich. Die Jugendorganisation der Arbeiterpartei legt einen Kranz nieder.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen