China droht mit "ernsten Folgen" Obama empfängt Dalai Lama
21.02.2014, 18:15 Uhr
Obama hatte das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten bereits in früheren Jahren im Weißen Haus empfangen - stets begleitet von Drohungen aus Peking.
(Foto: picture alliance / dpa)
Es ist nicht das erste Treffen zwischen dem US-Präsidenten und dem Buddhisten-Führer. Doch beim diesmaligen Besuch des Dalai Lama in Washington reagiert China besonders gereizt - das Weiße Haus lässt sich davon aber nicht beeindrucken.

Wie hier in Indien fordern Exil-Tibeter immer wieder die Rückkehr des Dalai Lama in das von China beanspruchte "Dach der Welt".
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Allen Protesten aus Peking zum Trotz hat US-Präsident Barack Obama den Dalai Lama im Weißen Haus empfangen. Wie der Nationale Sicherheitsrat der USA über Twitter mitteilte, habe das Treffen mit dem tibetischen Exilführer in Washington begonnen. Obama und der Buddhisten-Führer sprachen im Erdgeschoss der Präsidentenwohnung hinter verschlossenen Türen miteinander - normalerweise ist bei ausländischen Staatsgästen ein Gespräch im Präsidentenbüro, dem Oval Office, üblich.
Wenige Stunden zuvor kam aus dem chinesischen Außenministerium die Aufforderung an Obama, das Treffen mit dem Dalai Lama unverzüglich abzusagen. Andernfalls sei mit "ernsten negativen Folgen" für das chinesisch-amerikanische Verhältnis zu rechnen, so die Drohung aus der Volksrepublik. Chinas Regierung wirft dem Dalai Lama vor, auf eine Abspaltung Tibets hinzuarbeiten. Die chinesische Außenamtssprecherin Hua Chunying nannte das Treffen mit Obama eine "grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten Chinas" und eine "ernste Verletzung der Regeln internationaler Beziehungen".
"Keine Unterstützung der Unabhängigkeit"
Caitlin Hayden, Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, kündigte im Vorfeld an, dass Obama den Dalai Lama in seiner Eigenschaft als "international respektierten religiösen und kulturellen Führer" treffen werde. Die US-Regierung unterstütze zwar die Haltung des Dalai Lama in der Tibet-Frage, erkenne jedoch auch an, dass das Gebiet ein Teil Chinas sei. Washington unterstütze die Achtung der Menschenrechte und der religiösen Freiheit in China, nicht aber "die tibetische Unabhängigkeit", unterstrich Hayden.
Obama war zuletzt im Jahr 2011 im Weißen Haus mit dem tibetischen Friedensnobelpreisträger zusammengetroffen. Auch damals kritisierte Peking den Besuch in aller Schärfe. Washington werde die chinesische Führung jedoch weiter drängen, mit dem Dalai Lama einen Dialog ohne Vorbedingungen aufzunehmen, so Sprecherin Hayden.
Der buddhistische Geistliche, der seit seiner Flucht nach einem gescheiterten Aufstand 1959 mit zahlreichen Landsleuten im Exil in Nordindien lebt, strebt eigenen Angaben zufolge nicht nach Unabhängigkeit, sondern größerer Autonomie für die Tibeter. Sein Verhältnis zu Peking ist äußerst gespannt. Die US-Regierung vertritt dabei die Haltung des sogenannten "mittleren Weges" des Buddhisten-Führers.
Weitere Spannungen im Verhältnis
In China setzten sich in den vergangenen Jahren mehr als 120 Tibeter aus Protest gegen die chinesische Tibet-Politik selbst in Brand. Dutzende von ihnen starben dabei. Tibetische Aktivisten werfen der kommunistischen Regierung in Peking vor, ihre traditionelle Kultur zu zerstören und sie an der freien Ausübung ihrer Religion zu hindern. Peking dagegen verweist darauf, dass sich der Lebensstandard durch die wirtschaftliche Entwicklung in Tibet deutlich verbessert habe.
Tibet ist allerdings derzeit nicht das einzige Streitthema zwischen China und den USA. Außenminister John Kerry verärgerte kürzlich Peking, als er vor dem Hintergrund eines Territorialstreits zwischen China und Japan im ostchinesischen Meer bekräftigte, dass die USA im Fall eines japanisch-chinesischen Konflikts ihren japanischen Verbündeten verteidigen würden.
Quelle: ntv.de, bwe/AFP