Politik

Feuertaufe für "Neuling" Clancy Obamas Aufpasser stolpert durch Verhör

Sichtlich nervös beim Verhör: Secret-Service-Direktor Joseph Clancy

Sichtlich nervös beim Verhör: Secret-Service-Direktor Joseph Clancy

(Foto: dpa)

Lange ist Joseph Clancy noch nicht Direktor des Secret-Service und prompt wird's richtig unangenehm: Erst leisten sich zwei seiner Agenten eine schwere Panne mit Alkohol am Steuer, nun wird er im Kongress regelrecht gegrillt. Clancy ist nervös.

In einem äußerst scharfen Verhör im US-Kongress hat der neue Secret-Service-Direktor Joseph Clancy sich für sein Vorgehen nach der jüngsten Panne verteidigt. Er könne die zwei Agenten, die vor zwei Wochen vermutlich angetrunken mit ihrem Auto eine Sicherheitsbarriere vor dem Weißen Haus gerammt hatten, nicht auf der Stelle entlassen. "Ich kann Leute nicht heute Nachmittag kündigen", sagte der nervöse Clancy in einem Ausschuss des Abgeordnetenhauses. Der Secret Service ist für den Personenschutz des US-Präsidenten verantwortlich.

Bei einer Anhörung räumte Clancy aber ein, dass einige Secret-Service-Mitarbeiter im Umgang mit Stress verstärkt zu Alkohol greifen würden. "Wir müssen einen Weg finden, um einigen dieser Leute zu helfen, die zu Alkohol als Bewältigungsmechanismus neigen", sagte er.

Der Secret Service ist für den Personenschutz von Barack Obama verantwortlich.

Der Secret Service ist für den Personenschutz von Barack Obama verantwortlich.

(Foto: dpa)

Die Mitglieder des Ausschusses griffen den erst vor vier Wochen angetretenen 68-Jährigen scharf an und zeigten sich fassungslos, dass Clancy erst fünf Tage später von dem Vorfall erfahren habe - und zwar durch eine anonyme E-Mail statt über die reguläre Befehlskette. Clancys Aussage sei "schockierend", zumal rund 4600 seiner Agenten eine Waffe trügen oder tragen dürften. "Sie haben das Kommando über eine bewaffnete Streitkraft. Das ist eine gewaltige Verantwortung", sagte der Ausschuss-Vorsitzende John Carter. "Sie werden Köpfe rollen lassen müssen."

Die Leibwache von Präsident Barack Obama ist bereits seit Monaten wegen einer Pannenserie unter Druck. Der Vorfall ist ein früher Test für Clancy, den Obama erst kürzlich ernannt hatte - wohl auch, um für Ordnung zu sorgen. Nach Meinung des Ausschusses griff Carter nach dem jüngsten Fall nicht hart genug durch. Clancy entgegnete, er wolle eine Ermittlung des Heimatschutzministeriums abwarten und habe die Agenten vorübergehend auf Schreibtisch-Posten versetzt.

"Wir wollen nicht, dass jemand unter ihrer Anleitung verletzt wird - ob es der Präsident ist, der Papst, Leute bei der UN oder wer auch immer", sagte Carter. Die mangelnde Disziplin sei ein "Krebs". Clancy sagte, er müsse erst das Vertrauen seiner Mitarbeiter gewinnen, und erklärte: "Der Präsident, seine Familie: Sie sind sicher."

Um die teils schweren Sicherheitspannen in Zukunft zu verhindern, will Clancy eine lebensgroße Attrappe des Weißen Hauses zu Übungszwecken bauen lassen. In einem Nachbau von Obamas Amts- und Wohnsitz lasse sich besser für den Ernstfall üben. Nach Informationen der "New York Times" soll der Bau der Kopie im nahe gelegenen Beltsville rund acht Millionen Dollar (7,5 Mio. Euro) kosten. Der Kongress muss aber noch zustimmen. Die Anfrage des Secret Service kommt etwa ein halbes Jahr, nachdem ein Eindringling über den Zaun vor dem Weißen Haus geklettert war und durch den Haupteingang bis in den East Room laufen konnte, eher er gefasst wurde. Auch zuvor hatte es mehrfach Pannen gegeben.

Quelle: ntv.de, tno/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen