Obamas Sicherheit in Gefahr Secret Service feuert Pannen-Verantwortliche
15.01.2015, 10:53 Uhr
Sechs der insgesamt acht Direktoren des Secret Service müssen ihren Posten räumen oder gehen in Rente.
(Foto: Reuters)
Betrunkene Agenten, vorbestrafte Leibwächter und ein Prostitutionsskandal: Die Pannenliste des Secret Service ist lang. Dabei werden täglich Millionen Dollar für Präsident Obamas Sicherheit ausgegeben. Jetzt zieht die Eliteeinheit personelle Konsequenzen.
Nach der Pannenserie bei den Leibwächtern von US-Präsident Barack Obama zieht der Secret Service personelle Konsequenzen. Vier Abteilungsleiter müssen ihre Posten räumen, wie die "Washington Post" unter Berufung auf Übergangschef Joseph Clancy berichtete. Die Personalwechsel an der Spitze der Abteilungen Schutzeinsätze, Ermittlungen, Technik und Öffentlichkeitsarbeit sind demnach Teil einer großangelegten Umstrukturierung. Zusätzlich gehen zwei Direktoren demnächst in den Ruhestand.
Die Veränderungen seien notwendig, um eine "neue Sichtweise" auf die Arbeit des Secret Service zu bekommen, sagte Clancy der Zeitung. Sie sind die Reaktion auf einen vernichtenden Bericht im vergangenen Monat, der schwere Mängel bei der Eliteeinheit anprangerte. Dies liege vor allem an fehlenden Führungsqualitäten und der chronischen Unterbesetzung des Secret Service. Die Leibwächter des Präsidenten seien deshalb völlig überarbeitet und ihre Ausbildung mit durchschnittlich nur 42 Stunden ohnehin viel zu kurz.
Im September hatte ein mit einem Messer bewaffneter Mann die Absperrung am Weißen Haus in Washington überwunden und war durch den Haupteingang in das Gebäude gestürmt. Obama und seine Familie hatten das Weiße Haus kurz zuvor verlassen. Nach dem Vorfall wurde eine Serie von Pannen durch den Secret Service bekannt, die dem Mann das Eindringen ermöglichten.
Secret Service wird hohen Ansprüchen nicht gerecht
Der Secret Service, der für den Schutz des Präsidenten, seiner Familie und anderer Würdenträger verantwortlich ist, geriet zudem unter Druck, weil ein bewaffneter und vorbestrafter Mitarbeiter eines privaten Wachdienstes bei einem Obama-Besuch in Atlanta mit dem Präsidenten im Aufzug fahren konnte. Auch moralisch scheinen die Secret Service Agenten bei ihren Reisen mit dem Präsidenten nicht ganz gefestigt. So mussten im Mai 2014 drei von ihnen nach einer durchzechten Nacht vorzeitig die Heimreise aus den Niederlanden antreten, nachdem einer der Agenten bewusstlos in der Lobby des Hotels aufgefunden wurde. Bei einer offiziellen Reise nach Kolumbien im Jahr 2012 wurde außerdem bekannt, dass 13 Secret Service Beamte Prostituierte mit auf ihr Hotelzimmer genommen hatten.
Wegen der Versäumnisse war die Chefin der Elitetruppe, Julia Pierson, bereits im Oktober 2014 zurückgetreten. Clancy, der bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 beim Secret Service den Personenschutz für den Präsidenten leitete, wurde Anfang Oktober übergangsweise ihr Nachfolger. Im November räumte er bei einer Anhörung im Kongress ein, dass der Secret Service seinen hohen Ansprüchen nicht immer gerecht geworden sei. Der Vorfall mit dem bewaffneten Eindringling im September sei "einfach nicht zu entschuldigen".
Quelle: ntv.de, lou/AFP