Politik

Afghanistans Präsident bilanziert Osamas Tod brachte keine Wende

Für US-Präsident Obama (r.) war der Tod Bin Ladens ein Triumph. Afghanistans Staatschef Karsai hebt vor allem hervor, dass es auch danach noch viel zu tun gibt am Hindukusch.

Für US-Präsident Obama (r.) war der Tod Bin Ladens ein Triumph. Afghanistans Staatschef Karsai hebt vor allem hervor, dass es auch danach noch viel zu tun gibt am Hindukusch.

(Foto: REUTERS)

Kurz vor dem Nato-Gipfel zieht Afghanistans Präsident eine durchwachsene Bilanz: Den Kampf gegen den Terror hält Karsai nicht für so erfolgreich wie erhofft. Und für die grassierende Korruption am Hindukusch macht er auch ausländische Unternehmen verantwortlich. Karsai erwartet, dass Afghanistan noch zehn Jahre lang auf internationale Hilfe angewiesen sein wird.

Afghanistan wird noch mindestens zehn Jahre auf Hilfen der internationalen Gemeinschaft angewiesen sein. Davon ist der Präsident des Landes, Hamid Karsai, überzeugt. Der "Krieg gegen den Terror" sei nicht so erfolgreich gewesen, wie Afghanistan und die internationale Gemeinschaft es sich gewünscht hätten", sagte er bei n-tv. Kurz vor dem Beginn des Nato-Gipfels in Chicago zog der Staatschef eine durchwachsene Bilanz.

Die Fortschritte im Kampf gegen Trainingslager der Terroristen seien noch nicht hinreichend, sagte Karsai. Und während manch ein Beobachter den vor einem Jahr für einen Wendepunkt im Kampf gegen den Terrorismus hielt, sieht Karsai darin nur ein "Ereignis". Laut dem Präsidenten muss in der gesamten Region noch viel mehr geschehen. Für die in Afghanistan weit verbreitete Korruption machte er auch die am Wiederaufbau beteiligten ausländischen Unternehmen verantwortlich

Die Lage der Frauen verbessert sich

Positiv entwickelte sich aus seiner Sicht die Lage für Frauen in dem Krisengebiet. Sie hätten heute viel mehr Rechte, sagte er. Er fügte hinzu: "27 Prozent der Abgeordneten im afghanischen Parlament sind Frauen. Durch bessere Ausbildung können wir die Stellung der Frau in der Gesellschaft verbessern." Auf die Frage, warum seine eigene Frau nie in der Öffentlichkeit erscheine, sagte Karsai: "Darüber entscheide nicht ich. Meine Frau sieht ihre Rolle eher in der Familie."

Auch an ein Wiedererstarken der Taliban nach dem Abzug der internationaler Truppen glaubt der Präsident nicht. Eine Rückkehr der Taliban an die Macht werde er nicht akzeptieren, sagte Karsai. "Sie können sich an Wahlen beteiligen, aber wir werden ihnen nicht gestatten, das Land zu übernehmen."

Die Entwicklung Afghanistans dürfte ein Schwerpunkt auf dem Nato-Gipfel am Wochenende sein. Kurz zuvor hatte Karsai in Berlin schon mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ein  Merkel versprach deutsche Hilfe über das Ende des Kampfeinsatzes 2014 hinaus. Für den Aufbau eigener Sicherheitskräfte soll Afghanistan danach etwa 150 Millionen Euro pro Jahr von Deutschland bekommen.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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