Ukraine wählt Präsidenten Osten boykottiert die Wahl
25.05.2014, 13:01 Uhr
Die Ukrainer wählen einen neuen Präsidenten, doch der Osten des Landes macht nicht mit. Dafür bilden sich in westlichen Städten lange Schlangen vor Wahllokalen. Nun ist die Frage, wie viele Stimmen Favorit Poroschenko auf sich vereint.
Drei Monate nach dem Machtwechsel in Kiew wählt die Ukraine einen neuen Staatschef, der das zwischen europäisch und prorussisch orientierten Kräften gespaltene Land aus der Krise führen soll. Mit Spannung erwartet wurde, ob der haushohe Favorit Petro Poroschenko im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht. Im von prorussischen Separatisten kontrollierten Osten des Landes blieben viele Wahllokale geschlossen.
Für die wohl wichtigste Volksabstimmung der ukrainischen Landesgeschichte sind mehr als 36 Millionen Wahlberechtigte dazu aufgerufen, den Nachfolger des gestürzten prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch zu bestimmen. Die Wahllokale schließen um 19 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit, erste Ergebnisse werden ab 23 Uhr erwartet.
In der Hauptstadt Kiew, in Lemberg (Lwiw) im Westen sowie in Charkiw im Osten und in Odessa im Süden des Landes drängten sich schon kurz nach Öffnung zahlreiche Menschen in den Wahllokalen.
Im Osten nur geringe Beteiligung
In der östlichen Rebellenhochburg Donezk hingegen waren am Morgen nur wenige Menschen auf den Straßen. Nach offiziellen Angaben standen in der Region kaum mehr als 400 von 2430 Wahllokalen offen. Auch in Lugansk konnte nur jeder sechste der 1,8 Millionen Wahlberechtigten seine Stimme abgeben. Ein Grund dafür sind die größtenteils von Separatisten dominierten Wahlkommissionen in beiden Regionen. Eine Mindestwahlbeteiligung ist seit einer Gesetzesänderung im März nicht mehr nötig.
Schon vor der Abstimmung hatten Wahlbeobachter zudem zahlreiche Einschüchterungsversuche und Angriffe auf Wahllokale angeprangert. Der deutsche OSZE-Wahlbeobachter Karl-Georg Wellmann kündigte dennoch an, dass die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) die Abstimmung in der Ukraine trotz aller Probleme wohl anerkennen werde.
"Schokoladenbaron" ist Favorit
Ihre Kandidatur eingereicht hatten 19 Präsidentschaftskandidaten, echte Chancen wurden aber nur dem westlich orientierten "Schokoladenbaron" Poroschenko eingeräumt. Umfragen zufolge kann der schwerreiche Inhaber eines Süßwarenimperiums mit knapp 45 Prozent der Stimmen rechnen. Für Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko wollen demnach knapp acht Prozent stimmen, alle anderen Bewerber lagen in Umfragen unter vier Prozent. Erreicht keiner von ihnen die absolute Mehrheit, treten die beiden Erstplatzierten am 15. Juni in einer Stichwahl gegeneinander an.
Russlands Präsident Wladimir Putin bekräftigte am Samstag in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Staatschef François Hollande, er werde das Abstimmungsergebnis "respektieren und mit den künftigen Autoritäten zusammenarbeiten", wie der Elysée-Palast mitteilte. Für politischen Zündstoff dürfte indes sorgen, dass Putins Regierungschef Dmitri Medwedew am Wahltag die Krim besuchen wollte. Russland hatte die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel im März seinem eigenen Staatsgebiet einverleibt und dafür international Kritik geerntet.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP