Gartenfeier im Lockdown Partyfoto könnte Problem für Johnson werden
20.12.2021, 10:00 Uhr
Die Opposition spricht wegen Johnsons Fehltritten von einem "Schlag ins Gesicht der britischen Öffentlichkeit".
(Foto: imago images/ZUMA Press)
Trotz strenger Corona-Regeln soll der britische Premier Johnson im Mai 2020 eine Gartenparty in der Downing Street besucht haben. Nun veröffentlicht der "Guardian" ein Foto, das Johnson und seine Mitarbeiter während der Feier zeigen soll. Die Opposition reagiert empört.
Es sind keine einfachen Wochen für Boris Johnson. Während sich in Großbritannien die Omikron-Vatriante des Coronavirus rasant ausbreitet, steht die Regierung des britischen Premiers wegen angeblicher Feiern während des Lockdowns unter Druck. An einer der Partys soll Johnson sogar selbst teilgenommen haben - nun veröffentlichte die Zeitung "Guardian" ein Foto, das die Zusammenkunft am 15. Mai 2020 zeigen soll.
Darauf zu sehen sind Johnson, seine Frau und mehrere Mitarbeiter im Garten des Amtssitzes des Premierministers in der Londoner Downing Street 10. Auf den Tischen steht Wein.
Die Aufnahme ist nicht nur deshalb problematisch für Johnson, weil es in England zu dieser Zeit strenge Kontaktbeschränkungen gab - laut "Guardian" galt damals die Regel, dass sich maximal zwei Personen von verschiedenen Haushalten draußen treffen durften und dass diese mindestens zwei Meter Abstand voneinander halten mussten. Auch hatte ein Sprecher des Premiers in Reaktion auf Berichte über die angebliche Party gesagt, der Garten sei regelmäßig für Besprechungen genutzt worden.
An jenem Tag habe der Premierminister nach einer Pressekonferenz "einige Meetings im Garten, darunter mit dem damaligen Gesundheitsminister und dessen Team" gehabt. Johnson sei kurz nach 19 Uhr in seine Residenz zurückgekehrt, sagte der Sprecher. Eine kleine Anzahl von Mitarbeitern, deren Arbeit erforderlich war, sei für einen Teil des Nachmittags und Abends geblieben.
Das nun veröffentlichte Foto lässt zumindest Zweifel an dieser Version aufkommen. Mindestabstände werden offensichtlich nicht eingehalten, hinzu kommt der Alkohol. Die stellvertretende Vorsitzende der oppositionellen Labourpartei sprach von einem "Schlag ins Gesicht der britischen Öffentlichkeit". Der "Guardian" zitiert sie weiter mit den Worten: "Der Premierminister zeigt uns immer wieder, dass er sich nicht an die Regeln hält, die er für den Rest von uns aufstellt."
Wegen einer anderen mutmaßlichen Party während des Lockdowns war zuletzt Johnsons ehemalige Sprecherin Allegra Stratton von ihrem Regierungsposten für die UN-Klimakonferenzen zurückgetreten. Auch der Spitzenbeamte Simon Case, der mit der internen Untersuchung möglicher Corona-Verstöße durch Johnsons engste Mitarbeiter beauftragt worden war, zog sich zurück - weil in seiner Abteilung angeblich ebenfalls gefeiert worden war.
Derweil breitet sich die neue Corona-Variante Omikron massiv in Großbritannien aus. In England zum Beispiel ist sie bereits dominierend. Sie mache 60 Prozent aller Fälle aus, sagte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid am Wochenende gegenüber Sky News. Um die Ausbreitung von Omikron in Deutschland zu verlangsamen, hatte die Bundesregierung beschlossen, dass die Einreise aus Großbritannien ab Montag drastisch eingeschränkt wird. Großbritannien wurde als Virusvariantengebiet eingestuft - das ist die höchste Risikokategorie. Für Einreisende gilt eine zweiwöchige Quarantänepflicht, auch für Geimpfte und Genesene. Sie kann nicht durch negative Tests verkürzt werden.
Quelle: ntv.de, mbe/dpa