Kinderarmut spitzt sich zu Paus: Familien stehen mit dem Rücken zur Wand
18.08.2022, 12:23 Uhr
Für Paus geht die von Finanzminister Lindner geplante Kindergelderhöhung nicht weit genug.
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Ob Schulbücher oder ein Besuch im Tierpark: Viele Familien müssen wegen steigender Lebenshaltungskosten mittlerweile jeden Cent zweimal umdrehen. Um die Situation zu entschärfen, fordert Familienministerin Paus mehr Kindergeld.
Wegen der massiven Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln befürchtet Bundesfamilienministerin Lisa Paus, dass künftig mehr Familien in Deutschland unterhalb der Armutsgrenze leben könnten. Um sie zu entlasten, spricht Paus sich für strukturelle Maßnahmen aus. "Über Einmalzahlungen werden wir nicht über den Winter kommen", sagte sie in der RTL-Sendung "Nachtjournal Spezial".
Als Beispiel für strukturelle Entlastungen nannte Paus eine Anhebung des Kindergeldes, die höher sein sollte als die durch die Inflation bedingten Mehrkosten. "Die Inflation kann man ja ausrechnen und dann sollte es darüber liegen", so die Ministerin. Das sei auch ein wichtiger weiterer Schritt hin zur Kindergrundsicherung.
"Die Gefahr, dass die Kinderarmut zunimmt, ist groß", sagte die Grünen-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Viele Menschen, gerade Familien mit Kindern, stünden wegen der Preisentwicklung "mit dem Rücken zur Wand", betonte sie. "Es geht inzwischen um die Existenz. "Die von Finanzminister Christian Lindner geplante Kindergelderhöhung hält die Familienministerin für unzureichend, um die Inflation auszugleichen. "Da müssen wir nachbessern."
Entlastung noch vor der Gasumlage
Lindner will das Kindergeld in zwei Stufen erhöhen und vereinheitlichen. Im kommenden Jahr soll es für das erste, zweite und dritte Kind monatlich je 227 Euro geben, ab dem vierten Kind 250 Euro. 2024 sollen die Sätze für das erste bis dritte Kind noch einmal angehoben werden - auf 233 Euro. Das Kindergeld beträgt aktuell je 219 Euro für das erste und zweite Kind, 225 Euro für das dritte und 250 Euro ab dem vierten Kind.
Das dritte Entlastungspaket müsse fertig sein, bevor die Gas-Umlage fällig wird, forderte Paus bei RTL. "Es kann nicht sein, dass Menschen rausmüssen aus ihrer Wohnung, nur weil sie diese Rechnungen dann nicht begleichen können", sagte Paus. "Von daher sind wir gut beraten, das dritte Paket vor dem Oktober zu schnüren." Sie sei zuversichtlich, dass die Ampel zu einer Lösung komme.
Das Nachtjournal-Spezial "So entlasten wir Familien im Krisenwinter“ mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus wird in der Nacht auf Freitag um 0.25 Uhr ausgestrahlt.
Quelle: ntv.de, bek/dpa