Brutale Experimente in Auschwitz Polen hatte heiße Spur zu Mengele
23.01.2015, 12:01 UhrRecherchen zum Konzentrationslager Auschwitz ergeben, dass Polen in den 70ern kurz vor der Festnahme des KZ-Arztes Josef Mengele stand. Warum die Spur nicht weiter verfolgt wurde, soll nun untersucht werden.
In den 70er-Jahren stand die polnische Justiz bei der Suche nach deutschen Kriegsverbrechern kurz davor, den berüchtigten Lagerarzt von Auschwitz, Josef Mengele, zu fassen. Das sagte Marek Lasota, Direktor des Krakauer Büros des Instituts des Nationalen Gedenkens (IPN), der Zeitung "Gazeta Wyborcza".

Mengele ist für seine unmenschlichen Experimente an Insassen des Konzentrationlagers bekannt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Behörde, die für die juristische Aufarbeitung nationalsozialistischer und kommunistischer Verbrechen zuständig ist, sei im Zuge von Ermittlungen zu Mitarbeitern von Auschwitz auf diese bisher unbekannte heiße Spur gestoßen, hieß es weiter.
"Wir wissen nicht, warum sie die Sache Mengele zu einem gewissen Zeitpunkt nicht weiter verfolgt haben", sagte Lasota. "Wir wollen mit denen sprechen, die sich damit befasst haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir ihnen (strafrechtliche) Vorwürfe machen."
Mengele, der 1979 in Brasilien starb, hatte sich nie vor einem Gericht für seine Verbrechen verantworten müssen. Er war berüchtigt für seine oft grausamen pseudomedizinischen Experimente an Gefangenen.
IPN arbeitet an Liste der Beschäftigten
Das IPN will nach Angaben Lasotas die Namensliste aller in Auschwitz-Birkenau Beschäftigten veröffentlichen. Die Behörde habe vor drei Jahren Ermittlungen zur vollständigen Struktur des Lagers aufgenommen. "Ich hoffe, dass wir bis Jahresende alle Namen haben." Bereits jetzt seien Tausende Namen von Personen bekannt, die in der Lagerverwaltung und in verschiedenen Funktionen im größten der nationalsozialistischen Konzentrationslager arbeiteten.
Insgesamt umfasse die Liste wohl rund 8000 Namen, schätzte Lasota. Soldaten der Roten Armee hatten die letzten noch lebenden Häftlinge am 27. Januar 1945 befreit. In dem Lager wurden mindestens 1,1 Millionen Menschen ermordet, die meisten von ihnen Juden.
Quelle: ntv.de, mli/dpa