Politik

"Nieder mit dem Zaren" Polizei nimmt Nawalny in Moskau fest

Der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny wird von russischen Polizisten aus der Menge gezerrt.

Der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny wird von russischen Polizisten aus der Menge gezerrt.

(Foto: dpa)

Zu Beginn kommender Woche will Russlands Präsident Putin seine vierte Amtszeit antreten. Oppositionsführer Alexej Nawalny ruft im Vorfeld zu Protesten auf. Bei nicht genehmigten Demonstrationen nehmen die Behörden Nawalny und Hunderte seiner Anhänger fest.

Die russische Polizei ist bei den jüngsten Anti-Putin-Protesten so hart wie nie gegen die Anhänger des Oppositionellen Alexej Nawalny vorgegangen. Zwei Tage vor der Amtseinführung von Präsident Wladimir Putin wurden russlandweit mehr als 1600 Demonstranten festgenommen, wie das Bürgerrechtsportal OVD-Info am Abend in Moskau berichtete.

Landesweit Proteste gegen Putin in zahlreichen russischen Städten: Hier Szenen einer Festnahme in St. Petersburg.

Landesweit Proteste gegen Putin in zahlreichen russischen Städten: Hier Szenen einer Festnahme in St. Petersburg.

(Foto: AP)

Allein in der Hauptstadt seien mehr als 700 Menschen auf Polizeiwachen gebracht worden, darunter auch Nawalny selbst. Im März 2017 waren die russischen Behörden von der Wucht eines von Nawalny organisierten Protests gegen Korruption überrascht worden, damals hatte es etwa 1500 Festnahmen gegeben. Nach seinem Wahlsieg vom März wird Putin zu Beginn kommender Woche den Eid für eine weitere sechsjährige Amtszeit ablegen.

Nawalny gilt als der bei weitem prominenteste und einflussreichste russische Oppositionsführer. Zu seiner Festnahme kam es Augenzeugen zufolge bei einer nicht genehmigten Demonstration im Zentrum der russischen Hauptstadt. Nawalny, der bei der Präsidentenwahl im März nicht kandidieren durfte, hatte für Samstag zu landesweiten Protesten gegen die bevorstehende, erneute Amtseinführung Putins sowie gegen Korruption und Internetzensur in Russland aufgerufen.

Rauer Umgang auf offener Straße: Ein Mitglied der putintreuen "Nationalen Befreiungsbewegung" stößt auf dem Puschkin-Platz in Moskau einen Demonstranten zu Boden.

Rauer Umgang auf offener Straße: Ein Mitglied der putintreuen "Nationalen Befreiungsbewegung" stößt auf dem Puschkin-Platz in Moskau einen Demonstranten zu Boden.

(Foto: dpa)

In Moskau ging die Polizei mit Tränengas gegen die Demonstranten vor, die sich auf dem zentralen Puschkin-Platz versammelt hatten. Am Rande der Kundgebung kam es auch zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Nawalny-Kritikern und Kreml-Anhängern.

Der Auftritt des Putin-Kritikers endete wie bei mehreren Kundgebungen zuvor: Die Polizei zerrte ihn aus der Menge heraus und führte ihn ab. Der Oppositionelle erklärte auf seinem Videokanal, er habe die Nacht auf Samstag in einer konspirativen Wohnung verbracht, um nicht schon vorher abgefangen zu werden. Neben Nawalny sei auch sein Verbündeter Nikolai Ljaskin festgesetzt geworden.

In Russlands zweitgrößter Stadt St. Petersburg versammelten sich ebenfalls mehrere tausend Menschen zu einer nicht genehmigten Kundgebung. Die Demonstranten riefen Parolen wie "Russland wird frei sein" und "Nieder mit dem Zaren". Vielerorts waren die Protest-Veranstaltung bei den Behörden angemeldet.

Auf dem Schlossplatz in St. Petersburg wurde jedoch überraschend eine Probe für die Militärparade zum Tag des Sieges am 9. Mai anberaumt. Auch in Moskau erklärte die Stadtverwaltung den angekündigten Versammlungsort kurzfristig für gesperrt.

Hunderte Demonstranten festgenommen

In anderen Städten wurden ebenfalls dutzende Anhänger Nawalnys festgenommen. Im sibirischen Krasnojarsk etwa seien 14 Demonstranten und ein Journalist zum Teil mit Gewalt in Gewahrsam genommen worden, teilten Bürgerrechtler mit.

In Tscheljabinsk im südlichen Ural wurden über 160 Menschen festgesetzt, im sibirischen Barnaul gab es mindestens 70 Festnahmen. Insgesamt schätzt die Organisation die Zahl der festgenommenen Demonstranten auf über 1000. Ihnen drohen mehrtägige Arreststrafen.

Putin hatte die Präsidentschaftswahl im März mit mehr als 76 Prozent der Stimmen klar gewonnen - nicht zuletzt weil sein Hauptwidersacher Nawalny von der Wahl ausgeschlossen war. Putin wird am Montag für seine vierte Amtszeit als Präsident vereidigt.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP/dpa

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