Politik

Neue Unruhen in Odessa Prorussische Kräfte stürmen Polizeizentrale

Polizisten versuchen die prorussischen Demonstranten zurückzuhalten.

Polizisten versuchen die prorussischen Demonstranten zurückzuhalten.

(Foto: REUTERS)

In Odessa heizt sich die Stimmung wieder auf. Rund 3000 prorussische Demonstranten greifen dort die Zentrale der Polizei an. Der ukrainische Übergangsregierungschef Jazenjuk befindet sich derzeit in der Hafenstadt - und macht Russland schwere Vorwürfe.

Prorussische Kräfte haben die Zentrale der Polizei in der südukrainischen Stadt Odessa angegriffen. Die rund 3000 Demonstranten riefen "Faschisten, Faschisten", als sie das Gebäude stürmten.

Die Angreifer waren mit Knüppeln bewaffnet und durchbrachen ein Tor mit zwei Lastwagen. Aus dem dahinter liegenden Untersuchungsgefängnis befreiten sie mehrere Dutzend prorussische Insassen, berichtet "Spiegel Online". Aus einem Mannschaftswagen der Polizei entwendeten die Demonstranten demnach Uniformen, Schilde und Helme. Vor dem Gebäude soll sich eine Polizeieinheit befunden haben, die jedoch ohne einzugreifen abzog.

In der Hafenstadt war bereits am Freitagabend die Gewalt zwischen Hunderten Anhängern der Regierungen in Kiew und Moskau eskaliert. Bei Straßenschlachten bewarfen sich beide Seiten mit Molotow-Cocktails, ein Gewerkschaftsgebäude wurde in Brand gesteckt. Bei den Zusammenstößen wurden vier Menschen getötet, 38 weitere kamen bei dem Feuer ums Leben.

Der ukrainische Übergangsregierungschef Arseni Jazenjuk, der sich derzeit in Odessa aufhält, nannte die Gewalt dort Teil eines russischen "Plans zur Zerstörung der Ukraine". Es sei Russlands Ziel gewesen, "in Odessa zu wiederholen, was sich im Osten des Landes ereignet", sagte Jazenjuk.

Aufruf zur Versöhnung

"Russland hat Leute hierher geschickt, um für Chaos zu sorgen", sagte Jazenjuk. Er rief seine Landsleute dazu auf, sich zu vereinen und zu versöhnen, um "die von Moskau unterstützten Terroristen" an der Spaltung der Ukraine zu hindern.

Der Ministerpräsident sprach den Angehörigen der Opfer "dieser schrecklichen Tragödie" sein Beileid aus und versprach eine Untersuchung, "um herauszufinden, wer nicht seine Pflicht getan hat". Weil die Sicherheitskräfte die tödliche Gewalt nicht verhinderten, seien bereits die Polizeichefs der Stadt entlassen worden.

Jazenjuk hatte die Sicherheitskräfte bereits in einem Gespräch mit dem britischen Rundfunksender BBC für die Gewalt verantwortlich gemacht. "Diese Sicherheitskräfte sind ineffizient und haben das Recht verletzt", sagte der Ministerpräsident. Die Staatsanwaltschaft müsse gegen alle Verantwortlichen ermitteln, angefangen vom Polizeichef bis zu den einzelnen Polizisten. Allerdings warf er prorussischen Demonstranten vor, die Gewalt "provoziert" zu haben.

Quelle: ntv.de, ghö/AFP

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