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Gefangenenaustausch mit USA? Prozess gegen US-Reporter Gershkovich gleich auf August vertagt

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Ihm drohen 20 Jahre Haft wegen angeblicher Spionage: der US-Reporter Gershkovich im Glaskäfig.

Ihm drohen 20 Jahre Haft wegen angeblicher Spionage: der US-Reporter Gershkovich im Glaskäfig.

(Foto: REUTERS)

Nach 15 Monaten beginnt in Moskau der Prozess gegen US-Reporter Gershkovich - und wird wenige Stunden später auf August vertagt. Der Grund für die lange Verhandlungspause bleibt unklar - ebenso wie die Frage: Dient Gershkovich als Faustpfand für einen Gefangenenaustausch?

Der seit 15 Monaten in Russland wegen des Vorwurfs der Spionage inhaftierte US-Reporter Evan Gershkovich ist kurz vor Prozessbeginn vor einem Gericht in Jekaterinenburg von den Justizbehörden präsentiert worden. Der 32-jährige Korrespondent des "Wall Street Journal" stand kahl rasiert, mit verschränkten Armen und mit einem Hemd bekleidet in einer separaten Glasbox im Gerichtssaal. Der erste Verhandlungstag endete nach mehreren Stunden. Die nächste Sitzung soll am 13. August stattfinden, was ein Hinweis sein könnte, dass sich der Fall über Monate hinziehen könnte. Ein Grund für die lange Verhandlungspause blieb unklar.

Das Verfahren selbst findet hinter verschlossenen Türen statt. Weder Medien noch Freunde, Familienmitglieder oder Mitarbeiter der US-Botschaft dürfen Gershkovich unterstützen. Der Ausschluss der Öffentlichkeit ist bei Spionage- oder Hochverratsprozessen in Russland üblich. Präsident Wladimir Putin hatte erklärt, dass Russland im Fall Gershkovich offen für einen Gefangenenaustausch mit den USA sei und es bereits Kontakte dazu gegeben habe.

Der russische Vizeaußenminister Sergej Rjabkow erklärte ebenfalls, dass Russland den USA "Signale" über einen möglichen Gefangenenaustausch mit Gershkovich gesendet habe. Die US-Regierung, "die ein solches Interesse und eine solche Aktivität hinsichtlich seines Schicksals zeigt", solle "die Signale, die sie in Washington über die entsprechenden Kanäle erhalten hat, weiterhin ernsthaft in Betracht ziehen", sagte Rjabkow russischen Nachrichtenagenturen. Anders klang der Kremlsprecher: "Wir können nicht von irgendwelchen Signalen sprechen und können nur wiederholen, dass dieses Thema wirklich Schweigen verdient", so Dmitri Peskow. "Die Ermittlungen sind im Gange, der Prozess ist im Gange, also müssen wir hier nur auf das Urteil warten, das verkündet wird."

Bis zu 20 Jahre Haft drohen

Gershkovich war am 29. März 2023 vom Inlandsgeheimdienst FSB in Jekaterinburg im Ural festgenommen worden. Ihm wird Spionage für den US-Geheimdienst CIA vorgeworfen. Den Ermittlungsbehörden zufolge sammelte er im Auftrag der CIA in der Region Swerdlowsk geheime Informationen über die Arbeit eines Rüstungsunternehmens zur Herstellung und Reparatur von Militärausrüstung. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe von bis zu 20 Jahren in einer Haftkolonie.

Die Zeitung und Gershkovich selbst bestreiten die Spionagevorwürfe. Das US-Präsidialamt nannte die Vorwürfe lächerlich. Er ist der erste westliche Journalist, der seit Ende des Kalten Krieges in Russland wegen Spionagevorwürfen festgenommen wurde.

Quelle: ntv.de, ghö/rts/AFP

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