Der Kriegstag im Überblick Putin besucht Soldaten und feuert Waffe ab - USA sehen Einsatzbeteiligung iranischer Militärs
20.10.2022, 21:06 Uhr
Russland attackiert mit massiven Luftangriffen weiter die Energieversorgung in der Ukraine. Viel Zerstörung richten dabei iranische Kampfdrohnen an. Laut USA sind iranische Militärs gar an Einsätzen von der Krim aus beteiligt. Russlands Präsident Putin besucht derweil einberufene Soldaten und zeigt sich einsatzfreudig. Der 239. Kriegstag im Überblick.
Russland führt weitere Schläge gegen ukrainische Energie-Infrastruktur aus
Das russische Militär hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau den elften Tag in Folge die Energie-Infrastruktur der Ukraine angegriffen. Betroffen waren demnach die Gebiete Charkiw, Donezk und Cherson. Es seien Hochpräzisionswaffen eingesetzt worden. Allerdings waren in den vergangenen Tagen bei russischen Luftangriffen auch zahlreiche Wohnhäuser, Straßenkreuzungen oder Spielplätze getroffen worden, die keine militärische Bedeutung oder wichtig für die Stromversorgung waren.
Das ukrainische Versorgungsunternehmen Ukrenergo begann am heutigen Donnerstag mit Stromabschaltungen, weil bereits fast die Hälfte der Strominfrastruktur beschädigt sei. Präsident Wolodymyr Selenskyj rief die Bürger zudem auf, generell zwischen 7 Uhr und 22 Uhr möglichst wenig Strom zu verbrauchen.
Putin zeigt sich mit Soldaten
Der russische Präsident Wladimir Putin besuchte indessen zum ersten Mal seit der Teilmobilisierung ein Trainingszentrum für einberufene Soldaten und ließ sich ganz nah bei ihnen zeigen. Im russischen Staatsfernsehen war zu sehen, wie Putin in einem Schießzentrum in der südöstlich von Moskau gelegenen Region Rjasan unter anderem an einem Schießstand eine automatische Waffe abfeuerte. Er unterhielt sich auch mit einigen der einberufenen Soldaten. "Viel Glück!", wünschte er einem und klopfte ihm auf die Schulter. Für den russischen Staatschef war es der erste Besuch einer Trainingseinrichtung seit der Ankündigung der Teilmobilisierung von Hunderttausenden Reservisten am 21. September.
Scholz nennt Russlands Attacken Verzweiflungstat
Der Bundeskanzler betonte, die "Taktik der verbrannten Erde" stärke nur die Entschlossenheit und den Durchhaltewillen der Ukraine und ihrer Partner. "Am Ende ist Russlands Bomben- und Raketenterror eine Verzweiflungstat - genauso wie die Mobilisierung russischer Männer für den Krieg", sagte Scholz in der Regierungserklärung im Bundestag. Putin überziehe die Ukraine mit Terror und drohe vollkommen verantwortungslos mit dem Einsatz von Nuklearwaffen. "Er will Angst säen, spalten und einschüchtern", sagte Scholz. "Er spekuliert auf unsere Schwäche. Aber er irrt sich. Wir sind nicht schwach."
EU sanktioniert Iran wegen Lieferung von Kampfdrohnen
Viel Schaden richten derzeit die Kampfdrohnen an, die der Iran an Russland liefert. Deswegen hat die EU nun Sanktionen beschlossen. Wie die tschechische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte, richten sich die Strafmaßnahmen gegen Personen und Organisationen, die an der Lieferung von Drohnen für den Angriff auf die Ukraine beteiligt sind. Sie werden mit Einreisesperren belegt, und mögliche Vermögenswerte von ihnen in der EU werden eingefroren.
Iranische Militärs halfen Russland laut US-Regierung bei Drohneneinsätzen
Iranische Militärs haben Russland nach Angaben der USA sogar von der Krim aus bei Drohneneinsätzen gegen die Ukraine unterstützt. "Unserer Einschätzung nach waren iranische Militärs auf der Krim vor Ort und haben Russland bei diesen Operationen unterstützt", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, mit Blick auf die jüngsten Drohnenangriffe gegen die Ukraine. Die Iraner würden die Russen ausbilden und technisch unterstützen.
Steinmeier verschiebt kurzfristig Ukraine-Reise
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verschob eine für den heutigen Donnerstag geplante Reise in die Ukraine kurzfristig. Grund waren nach Agenturinformationen Sicherheitsbedenken. Steinmeier wollte sich in Kiew mit Präsident Wolodymyr Selenskyj treffen. Stattdessen telefonierten beide miteinander. Selenskyj teilte anschließend mit, er habe seine Einladung bekräftigt: "Wir bereiten den Besuch des deutschen Präsidenten in der Ukraine vor." Er habe Steinmeier auch für die Lieferung des deutschen Flugabwehrwehrsystems Iris-T gedankt. Die Ukraine brauche so schnell wie möglich einen Schutzschild für die Luftverteidigung.
Selenskyj: Haben Angriff auf Krim-Brücke nicht in Auftrag gegeben
In einem Interview mit dem kanadischen Fernsehsender CTV sagte Selenskyj, Kiew sei nicht der Auftraggeber des Angriffs auf die Krim-Brücke gewesen. "Wir haben so etwas sicher nicht in Auftrag gegeben, soweit ich weiß", erklärte Selenskyj im Interview. Am 8. Oktober explodierte auf der Krim-Brücke ein LKW. Ein Güterzug geriet daraufhin in Brand. Ein Teil der Brücke stürzte ein.
Russland: Ukrainische Armee rückt bei Cherson weiter vor
Ukrainische Einheiten rücken nach Angaben des Sprechers des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, in der Region Cherson im Süden des Landes weiter vor. Zugleich sagte er aber auch etwas widersprüchlich, bei russischen Panzerangriffen seien dem ukrainischen Militär schwere Schläge versetzt worden, die Einheiten Kiews hätten sich in der Folge aufgelöst. Die russischen Stellungen würden gehalten. Angaben aus den Kriegsgebieten sind nur schwer überprüfbar. Die Ukraine hat seit Tagen eine Nachrichtensperre verhängt, um die eigene Offensive nicht zu gefährden. Russland hatte als Besatzungsmacht in der gleichnamigen Gebietshauptstadt am Vortag damit begonnen, Zivilisten aus der Stadt wegzubringen. Die Ukraine sprach von Deportationen.
Russischer Kampfjet feuerte Rakete nahe britischem Flugzeug ab
Ein russischer Kampfjet hat Ende September nach Angaben des britischen Verteidigungsministers Ben Wallace eine Rakete in der Nähe eines britischen Flugzeugs auf Patrouille abgefeuert. Der Vorfall habe sich am 29. September in internationalem Luftraum über dem Schwarzen Meer ereignet, teilte Wallace dem Parlament mit. Das unbewaffnete britische Flugzeug sei von zwei russischen Kampfflugzeugen abgefangen worden. Eine der beiden russischen Maschinen habe die Rakete abgefeuert. Er habe dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu seine Besorgnis ausgedrückt. Nach russischen Angaben habe es sich um eine technische Störung gehandelt. Nach einer Aussetzung seien die britischen Patrouillenflüge wieder aufgenommen worden. Sie würden aber nun von einem Kampfjet begleitet.
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Quelle: ntv.de, mpe/AFP/dpa