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"Einstimmig gewählt" Putschisten in Gabun machen General zum Übergangspräsidenten

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Auf Händen getragen und nun zum Übergangspräsidenten ernannt: General Brice Oligui Nguema.

Auf Händen getragen und nun zum Übergangspräsidenten ernannt: General Brice Oligui Nguema.

(Foto: picture alliance/dpa/Gabon24/AP)

Das ging schnell: Am Morgen wird geputscht und am Abend steht der Übergangspräsident fest. Sein Name: Brice Oligui Nguema. Er soll den Übergang leiten. Wohin der führen und wie lange er dauern soll, wird nicht gesagt. Das Auswärtige Amt mahnt derweil deutsche Staatsbürger.

Nach dem Militärputsch in Gabun ist der General Brice Oligui Nguema nach Angaben der Putschisten zum Übergangspräsidenten ernannt worden. Oligui sei "einstimmig zum Präsidenten des Komitees für den Übergang und die Wiederherstellung von Institutionen, zum Übergangspräsidenten" ernannt worden, sagte ein Offizier in Anwesenheit Dutzender hochrangiger Offiziere in einer im Fernsehsender Gabon 24 verlesenen Erklärung. Wie lange die Übergangszeit des Militärs an der Macht dauern soll, wurde zunächst nicht bekannt gegeben. Oligui ist der Chef der Republikanischen Garde.

In dem zentralafrikanischen Land war es am Mittwochmorgen zu einem Militärputsch gegen den langjährigen Präsidenten Ali Bongo Ondimba gekommen. Ein Armeeoffizier hatte, flankiert von mehreren Männern in Uniform, auf Gabon 24 verkündet, die umstrittenen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen vom vergangenen Wochenende würden annulliert, das "Regime" abgesetzt und "alle Institutionen der Republik" aufgelöst.

Unmittelbar vor der Fernsehansprache hatte die nationale Wahlbehörde Bongo zum Sieger der Wahlen vom Samstag erklärt. Der 64-Jährige erhielt demnach 64,27 Prozent der Wählerstimmen und konnte sich damit eine dritte Amtszeit sichern. Bongos Familie regiert das ölreiche Gabun seit mehr als 55 Jahren. Bongo selbst ist seit 14 Jahren an der Macht.

Krisenstab des Bundes tritt zusammen

Das Auswärtige Amt teilt in einer Pressemitteilung mit, es betrachte die Ereignisse in Gabun mit Sorge. Die Lageentwicklung finde in enger Abstimmung mit unseren Partnern. "Der Krisenstab der Bundesregierung ist heute im Auswärtigen Amt zusammengetreten", heißt es weiter. Deutsche Staatsangehörige sollten die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts zu befolgen.

"Selbst wenn es berechtigte Kritik an der Transparenz und Rechtmäßigkeit der jüngsten Wahlen gibt, ist es nicht an Militärs, mit Gewalt in den politischen Prozess einzugreifen. Die Gabunerinnen und Gabuner müssen frei und selbstbestimmt über ihre Zukunft entscheiden können", wird gemahnt.

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UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte ebenfalls den Putschversuch. Der Chef der Vereinten Nationen verfolge die Entwicklung in dem zentralafrikanischen Staat sehr genau und nehme die Berichte über schwerwiegende Verstöße gegen die Grundfreiheiten mit großer Besorgnis zur Kenntnis, teilten die UN mit. Alle beteiligten Akteure müssten Zurückhaltung üben und Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte wahren.

Auf die Frage, ob Teile Afrikas vernachlässigt würden und es deshalb vermehrt zu Umsturzversuchen, zuletzt auch in der Sahelzone komme, sagte Guterres' Sprecher Stephane Dujarric: "Wenn man sich die Sahelzone anschaut - ob dort weniger, nicht genügend Engagement und Investitionen seitens der internationalen Gemeinschaft stattgefunden haben -, denke ich, dass die Antwort wahrscheinlich "Ja" lautet."

Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa

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