Mit n-tv unterwegs in Syrien Recherchen in einem geschundenen Land
10.04.2018, 17:40 Uhr
Der Reporter Dirk Emmerich besucht mit seinem Kameramann Syrien. Acht Mal seit dort der Bürgerkrieg tobt. Bei n-tv zeichnet er jetzt eine umfassende Chronik dieses Konflikts und kommt dabei vor allem den einfachen Menschen nah.
Eine Katze sucht in einem Geröllhaufen nach einem weichen Platz zum Liegen. Ein Mann räumt in einem völlig zerbombten Haus Bücherregale umher. Es sind mitunter surreale Bilder, die n-tv Reporter Dirk Emmerich und sein Kameramann Adam Halup aus Syrien mitgebracht haben.
Die beiden reisten in den vergangenen Jahren insgesamt acht Mal in das bürgerkriegsgeplagte Land. In ihrer umfangreichen Reportage "Syrien - ein geschundenes Land", die heute um 23.10 Uhr bei n-tv und vorab bei n-tv.de zu sehen ist, zeichnen sie eine Chronik des verheerendsten Konflikts dieser Zeit.
"2012 war es noch so, dass es klare Fronten gab. Assad auf der einen und die Rebellen der Freien Syrischen Armee, die ein demokratisches Syrien wollten, auf der anderen Seite", erklärt Emmerich. "Doch spätestens seit 2013 hat sich das verändert. Die Rebellen wurden immer stärker durch Islamisten unterwandert. Der IS als mächtiger Akteur kam hinzu." Der Westen, allen voran die USA, hätten sich immer mehr zurückgezogen. "In dieses Vakuum ist Russland rein, ebenso der Iran und jetzt auch die Türkei. Assad, der schon am Ende schien, sitzt inzwischen wieder fest im Sattel."
In seiner Reportage nimmt Emmerich den Zuschauer mit in den Ort Azaz im Jahre 2012 und lässt Kommandanten der Freien Syrischen Armee zu Wort kommen. Die Interviews wirken verstörend. Die sogenannte FSA ist inzwischen praktisch zerschlagen. Und wer weiß schon, wie viele der Interviewpartner noch leben?
"Ein Ende ist nicht in Sicht"
Es geht von türkischer Seite aus nah an die Front des verzweifelten Kampfes der Kurden gegen den selbsternannten Islamischen Staat in Kobane im Jahr 2014. Immer wieder zieht es Emmerich und seinen Kameramann auch nach Aleppo, die Stadt, die wie keine zweite für die massive Zerstörung durch russische und syrische Luftangriffe steht. Dort stößt Emmerich auf erstaunliche Menschen und ihre unfassbaren Geschichten. So macht der Reporter etwa Omran ausfindig, jenen Jungen, dessen Bilder 2016 um die Welt gingen. Staubbedeckt und mit Blut im Gesicht saß er auf einem Stuhl und blickte verwirrt um sich. Das ganze Drama des Krieges in dem Gesicht eines Kindes. Die ganze Brutalität der russischen und syrischen Luftschläge.
Doch Emmerich findet nicht nur Omran wieder und erfährt, dass der sich nicht mehr an diesen tragischen Tag erinnert. Er spricht auch mit dessen Vater, der den Rebellen schwere Vorwürfe macht, das Schicksal des Jungen für ihre Propaganda missbraucht zu haben.
"Wir dürfen uns nichts vormachen, die Regierung lässt uns nur dort recherchieren und arbeiten, wo sie die Kontrolle hat", sagt Emmerich. "Das ist ein zweischneidiges Schwert... Wir können nur auf der einen Seite der Front drehen und nur dort, wo unsere Sicherheit garantiert werden kann. Aber wir haben bislang nicht den Eindruck gehabt, dass man uns gezielt in unserer Arbeit behindern will." Über die Menschen, die er getroffen hat, sagt Emmerich: "Sie sind der Kämpfe und des Krieges müde. Sie sehnen sich nach Frieden." Und er fügt in ihrem Namen hinzu: "Wenn den Frieden nur Assad und die Russen bringen können... Inshallah, dann ist das eben so." Emmerich Blick auf das Land ist alles andere als optimistisch: Dem Westen wirft er vor, keine Strategie für Syrien zu haben. Über den Konflikt sagt er: "Ein Ende ist nicht in Sicht."
In seiner Reportage geht es allerdings nicht so sehr um die großen geopolitischen Fragen. Emmerich ist nah dran an den Menschen vor Ort und immer wieder auch auf der Suche nach den schwer zu verarbeitenden Widersprüchen und Skurrilität - sei es bei der einzigen Deutschen etwa, die noch immer in Aleppo lebt und Sprachkurse gibt, oder der Kunstdozentin, die in schicken Restaurants in der Hauptstadt Damaskus Shisha raucht, während nur ein paar Kilometer entfernt der Krieg tobt.
"Syrien – ein geschundenes Land" läuft heute um 23.10 Uhr bei n-tv und vorab bei n-tv.de.
Quelle: ntv.de, ieh