"Alle Maßnahmen" in Hongkong denkbar Regierung gibt Demonstranten bis Montag Zeit
05.10.2014, 08:00 Uhr
Vor dem Eingang des Büros von Hongkongs Regierungschef Leung Chun-ying legten sich zahlreiche Demonstranten in der Nacht zum Schlafen nieder und blockierten dabei den Zugang zu dem Gebäude.
(Foto: REUTERS)
In der Nacht verläuft eine Massenkundgebung in Hongkong zwar weitgehend friedlich, der Ton zwischen Regierung und Demonstranten wird jedoch ruppiger. Die Demonstranten bekommen ein Ultimatum gestellt, verweigern aber vorerst jeden Dialog.
In Hongkong ist die Nacht nach einer Massenkundgebung gegen Gewalt und für mehr Demokratie bis zum darauffolgenden Morgen weitgehend ruhig geblieben. Vereinzelt sei es im Geschäftsviertel Mong Kok jedoch zu kleinen Zwischenfällen gekommen, bei denen die Polizei der chinesischen Sonderverwaltungsregion kurzzeitig mit Schlagstöcken und Pfefferspray vorging und Verstärkung anforderte. Über Stunden hinweg herrschte wegen einer befürchteten Räumung angespannte Stimmung unter den Demonstranten. Diese blieb jedoch aus.
Die Kundgebungen vor Zehntausenden von Zuhörern, die sich gegen gewaltsame Übergriffe von Protestgegner auf Demonstranten und für freie Wahlen einsetzen, verliefen gewaltlos und dauerten bis nach Mitternacht. Am Morgen waren an vier Protestorten nur noch einige Tausend Menschen zu finden, die auf den Straßen campierten. Mehrere Hauptverkehrsadern und Buslinien waren weiterhin blockiert.
Honkongs Regierungschef Leung Chun-ying forderte die Demonstranten indes auf, bis zum morgigen Montag die Blockaden in der Stadt aufzulösen und so anderen Menschen den Besuch von Schule oder Arbeit in den betroffenen Vierteln wieder zu ermöglichen. Regierung und Polizeikräfte seien entschlossen, "alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die soziale Ordnung wiederherzustellen".
Studenten setzen Dialog mit Regierung aus
Eine Lösung der größten politischen Krise in Hongkong seit der Rückgabe der damaligen britischen Kronkolonie 1997 an China ist nicht in Sicht. Die Proteste hatten sich an Beschlüssen des Pekinger Volkskongresses entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern.
Die Reform geht den prodemokratischen Aktivisten nicht weit genug, weil China den sieben Millionen Hongkongern vor dem Souveränitätswechsel freie Wahlen in Aussicht gestellt hatte. Die kommunistische Führung in Peking zeigt sich aber kompromisslos. Auch formiert sich Widerstand gegen die Demonstranten. Unter den Protestgegnern sind sowohl patriotische Unterstützer Pekings und der Hongkonger Regierung als auch entnervte Bürger, die sich über die Behinderungen durch die Demonstrationen beklagen.
Es gab sogar angeheuerte Schläger, die offenbar Verbindungen zu den mafiaähnlichen Triaden haben, wie die Polizei sagte. In den vergangenen zwei Tagen kam es wiederholt zu teils gewaltsamen Übergriffen der Gegner auf Demonstranten. Auch gab es Vorwürfe, dass die Polizei nicht energisch genug gegen Angreifer aus dem Lager der Unterstützer der Regierung vorgehe. Als Reaktion setzten die Studenten den geplanten Dialog mit der Regierung aus. Die Studentenvereinigung fordert eine eingehende Untersuchung der Angriffe, bevor sie an den Verhandlungstisch kommen will.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa