Erste freie Wahlen in Myanmar Regierung räumt Niederlage ein
09.11.2015, 05:54 Uhr
Suu Kyi deutet vor Anhängern Wahlsieg an.
(Foto: AP)
Das offizielle Wahlergebnis steht noch aus, aber die Sensation steht so gut wie fest: Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi und ihre Oppositionspartei NDL gewinnen die ersten freien Wahlen Myanmars seit 25 Jahren.
Tausende Anhänger der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi stehen vor der Zentrale der Oppositionspartei NDL und jubeln. Die in Myanmar regierende Solidaritäts- und Entwicklungspartei (USDP) hat ihre Niederlage bei den ersten freien Wahlen seit 25 Jahren eingeräumt. "Wir haben verloren", sagte der amtierende Parteichef Htay Oo der Nachrichtenagentur Reuters. Seine Partei werde den Wahlausgang akzeptieren, sagte Oo weiter.
Oppositionsführerin Suu Kyi rief ihre versammelten Anhänger zur Zurückhaltung auf. Sie deutete ein gutes Resultat für ihre Oppositionspartei NLD an, wollte sich vor Bekanntgabe erster offizieller Ergebnisse aber nicht konkret äußern. "Es ist zu früh, unseren Kandidaten zu gratulieren, aber ihr habt sicher alle eine Vorstellung, wie die Ergebnisse aussehen", sagte die Friedensnobelpreisträgerin. Niemand solle herumprahlen, mahnte Suu Kyi, das verletzte die Gefühle der Verlierer.
Bis zu 80 Prozent der Stimmen gehen an NDL
Vorläufige Resultate weisen auf einen deutlichen Sieg der Nationalen Liga für Demokratie (NLD) hin. Einer der ranghöchsten Vertreter der Regierungspartei USDP, Parlamentspräsident Shwe Mann, verlor seinen Sitz. Auf Facebook räumte er die Niederlage im Wahlkreis Phyu rund 200 Kilometer nördlich der Hafenstadt Rangun ein. "Ich gratuliere Thein Nyunt von der Nationalliga für Demokratie zum Mandatsgewinn", schrieb er.
Die oppositionelle NLD könne mit 80 Prozent der Sitze rechnen, meinte Parteisprecher Win Htein am Morgen. "Es würde mich nicht wundern, wenn die Ergebnisse heute einen überwältigenden NLD-Sieg bestätigen", twitterte auch der renommierte Myanmar-Historiker Thant Myint-U, ein unabhängiger Berater von Präsident Thein Sein.
Nach Angaben eines Mitglieds der Vereinigten Wahlkommission beteiligten sich rund 80 Prozent der mehr als 30 Millionen Stimmberechtigten an der Wahl. US-Außenminister John Kerry sagte in Washington, die hohe Wahlbeteiligung sei ein Zeichen für "den Mut und die Aufopferung" der Menschen in dem seit Jahrzehnten vom Militär regierten Land.
Kerry preist demokratischen Aufbruch
Die Wahlen seien freilich weit davon entfernt, "perfekt" gewesen zu sein. Es habe "wichtige strukturelle und systembedingte Hindernisse" für eine demokratische Wahl gegeben. Kerry verwies unter anderem darauf, dass ein bestimmter Anteil der Sitze im Parlament von vornherein für Militärvertreter reserviert bleibt.
Myanmar war bis 2011 eine Militärdiktatur. Die Junta hielt 2010 umstrittene Wahlen ab, bei denen die militärnahe USDP die absolute Mehrheit gewann. Präsident Thein Sein und der Oberbefehlshaber Min Aung Hlaing haben versichert, sie würden das Ergebnis anerkennen, wie auch immer es ausgehe. Die 70-jährige Suu Kyi hatte bereits 1990 die Parlamentswahl deutlich gewonnen, das Militär weigerte sich aber, das Ergebnis anzuerkennen. Suu Kyi musste daraufhin 20 Jahre im Hausarrest verbringen.
Quelle: ntv.de, cri/shu/dpa/AFP