Irak-Abzug "verblüffende Niederlage" Republikaner attackieren Obama
22.10.2011, 13:31 Uhr
Heimkehrer: Ein US-Soldat begrüßt seine kleine Tochter, nachdem er aus dem Irak zurückgekommen ist.
(Foto: AP)
Die Pläne von US-Präsident Obama, bis Jahresende alle Truppen aus dem Irak zu holen, empören die Republikaner. Es sei ein "strategischer Sieg" für Amerikas Feinde, eine "verblüffende Niederlage". Die US-Soldaten sollen den Irak verlassen, weil die Regierung ihnen nicht mehr Immunität gewähren will.
Der Abzug aller US-Truppen aus dem Irak bis Jahresende wird von den oppositionellen Republikanern scharf kritisiert. Der Senator John McCain nannte die Entscheidung von Präsident Barack Obama einen "verhängnisvollen und traurigen Rückschlag" sowie eine "strategischen Sieg" für die Feinde der USA, insbesondere den Iran. Ihm sei von US-Offizieren im Irak versichert worden, dass eine Militärpräsenz auch nach 2011 notwendig sein werde.
Der republikanische Senator Lindsey Graham sagte, er fürchte der Truppenabzug werde zu einer Situation führen, "die unser Land noch heimsuchen wird". Mitt Romney, einer der Bewerber um die republikanische Präsidentschaftskandidat 2012, kritisierte eine "verblüffende Niederlage", welche die seit dem Einmarsch 2003 im Irak "um den Preis des Blutes und des Opfers tausender Amerikaner errungenen Siege" gefährde.
Streit um Immunität
Obama hatte am Freitag den vollständigen Abzug der 39.000 noch im Irak stationierten US-Soldaten bis Jahresende bekannt gegeben. Washington und Bagdad hatten 2008 ein Abkommen geschlossen, das den Abzug aller US-Soldaten bis zum 31. Dezember 2011 vorsieht. Zuletzt hatten die beiden Regierungen jedoch über den Verbleib von mehreren tausend US-Soldaten zur Ausbildung der irakischen Truppen verhandelt. Die Verhandlungen platzten vor kurzem offenbar, weil der Irak den US-Militärs nicht die geforderte Immunität gewähren wollte.
US-Verteidigungsminister Leon Panetta deutete am Freitag jedoch an, dass die Tür für Verhandlungen nicht endgültig geschlossen sei. Nach dem Truppenabzug würde mit dem Irak erneut über die eventuelle Stationierung von US-Truppen verhandelt werden, sagte Panetta. Die USA seien bereit, den irakischen Streitkräften etwa bei der Ausbildung von Piloten und Technikern von US-Kampfflugzeugen zu helfen. Er erinnerte daran, dass auch in mehreren Nachbarländern des Irak US-Soldaten stationiert seien.
Eine Koalition unter Führung der USA marschierte 2003 in den Irak ein und stürzte den damaligen Präsidenten Saddam Hussein. Allein auf amerikanischer Seite starben in dem fast neun Jahre dauernden Krieg knapp 4500 Soldaten. Nur die militärischen Ausgaben belasteten die amerikanischen Steuerzahler mit über 700 Milliarden Dollar. Zu Spitzenzeiten waren 190.000 US-Soldaten in dem überwiegend muslimischen Land im Einsatz.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa