Politik

Sonst "nicht verteidigungsfähig" Reservistenverband drängt auf Wehrpflicht

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Die Wehrpflicht wurde 2011 praktisch abgeschafft.

Die Wehrpflicht wurde 2011 praktisch abgeschafft.

(Foto: picture alliance/dpa)

Bis 2031 will die Bundeswehr 203.000 Soldaten in ihren Reihen wissen. Der Reservistenverband hält diese Zahl allerdings für zu gering. Damit sich Deutschland im Ernstfall verteidigen kann, müsse die Wehrpflicht wieder eingeführt werden.

Der Reservistenverband sieht ohne Wiedereinführung der Wehrpflicht die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands in Gefahr. Verbandspräsident Patrick Sensburg sagte der "Berliner Zeitung", er halte selbst das von der Bundesregierung angegebene Ziel von 203.000 Soldaten bis 2031 für nicht ausreichend. "Vielmehr sollten sich die Planungen an der Personalstärke ausrichten, die nötig ist, um Deutschland wieder verteidigungsfähig zu machen. Ohne Wehrpflicht als Teil einer Dienstpflicht werden wir Deutschland aber nicht verteidigungsfähig machen."

Sensburg hatte die Aussetzung der Wehrpflicht wiederholt als Fehler bezeichnet. Die Wehrpflicht war 2011 nach 55 Jahren unter dem damaligen CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ausgesetzt worden, was in der Praxis einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleichkam.

Die Bundeswehr hat derzeit etwa 183.000 Männer und Frauen in Uniform. Erklärtes Ziel ist es, bis zum Jahr 2031 auf 203.000 Soldaten zu kommen. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat an dieses ältere Ziel bereits ein Fragezeichen gemacht. Als ein Problem gilt auch der steigende Altersdurchschnitt der Soldaten, weil der Personalbestand teils nur mit der Weiterverpflichtung von Zeitsoldaten gehalten werden kann.

Deutlich mehr Kriegsdienstverweigerer

Derweil stellen auch immer mehr Angehörige der Bundeswehr einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat sich die Zahl verfünffacht. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, die dem digitalen Medienhaus Table.Media vorlag. Gingen bei der Bundeswehr im Jahr 2020 noch 142 und im Jahr 2021 insgesamt 209 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung ein, waren es im vergangenen Jahr 1123 Anträge.

Bis zum 30. April 2023 sind demnach sogar bereits 672 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung bei der Bundeswehr eingegangen. Unter den Antragstellern im Jahr 2022 waren 450 Ungediente, 438 Reservisten, 226 Zeitsoldaten, acht Berufssoldaten und ein freiwillig Dienstleistender.

Bei einer Teil- oder Generalmobilmachung im Spannungs- oder Verteidigungsfall könnten alle Männer ab 18 Jahren bis zur Vollendung des 59. Lebensjahres eingezogen werden. Wer den Kriegsdienst verweigert, kann zum zeitlich unbefristeten Zivildienst beordert werden.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen