Fehlschuss in der Ostsee Russen versenken bei Manöver wohl eigenen Fischtrawler
21.03.2024, 20:43 Uhr Artikel anhören
Russische Kriegsschiffe 2020 bei einem Manöver im Schwarzen Meer.
(Foto: picture alliance/dpa/Kremlin)
Die russische Marine hält in der Ostsee ein Manöver ab. Dabei soll es zu einem folgenschweren Fehler kommen. Ein Fischtrawler sinkt, es gibt Tote. Ein Feuer ist der Grund, heißt es in russischen Medien. Mittlerweile deutet mehr darauf hin, dass eine Rakete der russischen Marine es getroffen hat.
Die russische Marine erleidet in den vergangenen Monaten im Schwarzen Meer erhebliche Verluste durch ukrainische Drohnenangriffe. Nun verliert Russland auch ein Fischerboot, allerdings in der Ostsee und zwar durch eigenen Beschuss.
Die russische Marine soll in den vergangenen Tagen in der Ostsee, in der Zehn-Meilen-Zone vor der russischen Exklave Kaliningrad ein Militärmanöver durchgeführt haben. In welchem Rahmen und mit welcher Zielsetzung das Manöver abgehalten wurde, ist nicht bekannt. In jedem Fall scheint es dabei zu einem folgenschweren Unfall gekommen zu sein, in dessen Folge das Fischerboot "Kaptain Lobanow" sank.
Zunächst sollen russische Medien nur von einem Feuer an Bord des Schiffes berichtet haben. Ein Grund dafür wurde nicht genannt. Tatsächlich schreibt die Nachrichtenagentur TASS noch, dass es in einen Hafen gezogen werden sollte. Das sagte der Sprecher des Gouverneurs, Dmitry Lyskow. Es war von einem Toten und vier Verletzten die Rede. Die Familie des Getöteten haben auf Anordnung des Gouverneurs, Anton Alikhanow, eine Million Rubel, rund 10.000 Euro, Entschädigung erhalten. Über den weiteren Verbleib des Schiffes wurden keine Angaben gemacht.
Rakete traf "Kaptain Lobanow"
Mittlerweile verdichten sich jedoch die Anzeichen, dass an Bord nicht einfach ein Feuer ausgebrochen ist, sondern dass der Trawler durch eine Rakete versenkt wurde. Eine Rakete, die eines der Schiffe abgefeuert haben soll, das an dem Manöver beteiligt war.
Der Fernsehsender Doschd, international TV Rain genannt, berichtet, dass ein Angehöriger eines Crewmitglieds dies bestätigt haben soll. Doschd ist ein russischer Fernsehsender, der mittlerweile seinen Sitz in Amsterdam hat. Er stellte im Zuge der russischen Invasion in der Ukraine zunächst seinen Sendebetrieb ein und verließ Russland letztlich ganz.
Doschd gegenüber soll der Angehörige erklärt haben, dass eine Rakete den Trawler versehentlich getroffen habe, als die Crew gerade dabei war, sich schlafen zu legen. Im Anschluss brach ein Feuer aus, später sank die "Kaptain Lobanow" dann. Zudem sollen drei Crewmitglieder ums Leben gekommen sein, die vier anderen seien verletzt, eines schwer. Nach Angaben des Angehörigen sollen die Überlebenden in ein Krankenhaus in der Stadt Pionersk gebracht worden sein. Angeblich hätten dort Beamte des Geheimdienstes FSB auf die Verletzten eingewirkt, nicht über den Vorfall zu sprechen.
Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht. Auf der Website vesselfinder.com ist das Schiff noch zu finden. Es wird tatsächlich nur wenige Kilometer vor der russischen Exklave Kaliningrad angezeigt. Ein Zielhafen ist nicht vermerkt. Zudem gibt es seit zwei Tagen keine aktualisierten Koordinaten zum Schiff.
Quelle: ntv.de