Niederländer eskortieren Russische Kampfjets vor polnischem Luftraum abgefangen
17.02.2023, 09:38 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Zwei russische Su-27-Flanker begleiteten eine IL-20M Coot-A.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Von Zeit zu Zeit dringen russische Flugzeuge in den NATO-Luftraum ein. Solche Verstöße sind schon vor Russlands Angriff auf die Ukraine alles andere als an der Tagesordnung. Nun passen niederländische Kampfjets mehrere Militärflugzeuge aus Russland nahe dem polnischen Luftraum ab.
Zwei niederländische F-35-Kampfflugzeuge haben eine Formation von drei russischen Militärflugzeugen nahe dem polnischen Luftraum abgefangen und aus dem Gebiet eskortiert. Die zu dem Zeitpunkt unbekannten Flugzeuge näherten sich dem polnischen NATO-Gebiet von Kaliningrad aus, wie es in einer Erklärung des niederländischen Verteidigungsministeriums heißt.
Nach der Identifizierung habe sich herausgestellt, dass es sich um drei Flugzeuge handelte: eine russische IL-20M Coot-A, die von zwei Su-27-Flankern begleitet wurde. Das russische Verteidigungsministerium reagierte nicht auf eine Anfrage zur Stellungnahme. Kaliningrad ist eine russische Enklave an der Ostseeküste, die zwischen den NATO- und EU-Mitgliedern Polen und Litauen liegt.
Es kommt "von Zeit zu Zeit" vor, dass russische Flugzeuge in den NATO-Luftraum eindringen, ohne sich zu identifizieren, wie das niederländische Verteidigungsministerium Ende 2021 mitgeteilt hatte, also vor Russlands Angriff auf die Ukraine. Damals hatten belgische Kampfjets zwei russische Bomber über der Nordsee abgefangen. Nur sehr wenige aller in dem Jahr abgefangenen russischen Flugzeuge drangen jedoch nach Angaben der NATO in deren Luftraum ein, wie der "Spiegel" berichtet hatte.
Zahl der Alarmstarts verdoppelt sich
Seit Russlands Überfall auf sein Nachbarland hat die Zahl der militärischen Begegnungen mit russischen Flugzeugen über der Ostsee zugenommen. "Ja, das merken wir durchaus: Wir haben mehr Vorfälle, so wie wir das nennen", sagte der Inspekteur der deutschen Luftwaffe, Ingo Gerhartz, im vergangenen August. Damals war ein von Kampfflugzeugen begleitetes Aufklärungsflugzeug von Kaliningrad aus in den Ostseeraum geflogen. Russische Flugmanöver im internationalen Luftraum seien "völlig in Ordnung", erklärte Gerhartz. Zugleich werde signalisiert, dass der NATO-Luftraum eine "rote Linie" sei, die von russischen Flugzeugen nicht überschritten werden dürfe.
Um Flüge russischer Militärflugzeuge im internationalen Luftraum zu überwachen, haben Kampfjets der NATO-Staaten im vergangenen Jahr rund 570 Einsätze absolviert. Das berichtete vor wenigen Tagen ein Sprecher der NATO. Im Vergleich zu 2021 verdoppelte sich Zahl der sogenannten Alarmstarts damit fast. Der Anstieg ging nach Angaben aus der NATO allerdings nicht nur auf eine erhöhte Aktivität der russischen Luftstreitkräfte zurück, sondern auch auf eine stärkere NATO-Präsenz an der Ostflanke infolge des russischen Angriffskriegs. So standen dort zuletzt deutlich mehr Flugzeuge für die Luftraumüberwachung zur Verfügung. Die meisten Einsätze gab es demnach über der Ostsee.
Innerhalb weniger Minuten in der Luft
Zum Verlauf der Abfangmanöver im vergangenen Jahr sagte ein NATO-Beamter dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Die überwiegende Mehrheit der Luftbegegnungen verlief sicher und professionell." In einigen Fällen jedoch hätten russische Militärflugzeuge "riskante Manöver in der Nähe unbewaffneter alliierter Aufklärungsflugzeuge durchgeführt". Auch hätten russische Maschinen im November NATO-Schiffe in der Ostsee "auf unsichere Weise überflogen". Die Verbündeten hätten ihre Besorgnis über diese Vorfälle gegenüber russischen Stellen zum Ausdruck gebracht.
Bei Alarmstarts müssen Jagdflugzeuge aus NATO-Staaten innerhalb weniger Minuten in der Luft sein, um dann zum Beispiel durch Sichtkontakt festzustellen, ob von einem verdächtigen Luftfahrzeug eine Gefahr ausgeht. Notfalls könnte dieses dann mit Gewalt aufgehalten werden. Die Einsätze werden in den meisten Fällen wegen russischer Flugzeuge geflogen. Nur selten geht es um Militärflugzeuge anderer Staaten oder nicht sofort identifizierbare Passagier- oder Frachtmaschinen. Auch die Bundeswehr ist regelmäßig an der Überwachung russischer Flugzeuge beteiligt.
(Dieser Artikel wurde am Dienstag, 14. Februar 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, chl/rts/dpa