"Postkarte" mit Merkel soll helfen Sarkozy bastelt an Comeback
27.02.2014, 06:58 Uhr
Nicolas Sarkozy und Angela Merkel - ihre Zusammenarbeit war so eng, dass sie nur noch "Merkozy" genannt wurden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Da werden Erinnerungen wach: Einst waren Angela Merkel und Nicolas Sarkozy das legendäre Duo "Merkozy" - bis Letzterer als französischer Präsident abgewählt wurde. Doch nun bastelt er an seinem Comeback. Dabei soll ein Treffen mit Merkel helfen.
Für Nicolas Sarkozy wird es gleich aus mehreren Gründen ein höchst erfreuliches Wiedersehen. Frankreichs konservativer Ex-Staatschef trifft am Freitag in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel eine alte Bekannte und zugleich die mächtigste Frau Europas. Sarkozy dürfte dem Treffen entgegenfiebern. Denn auch wenn er es nicht offen sagt, sind sich viele sicher: Der 59-Jährige bastelt an einem Comeback und an der Rückeroberung des Elysée-Palastes. Termine, wie der mit Merkel, liefern schöne Bilder für die französische Öffentlichkeit - und verleihen ihm staatsmännischen Glanz.

Im deutsch französischen Tandem hat sich seit dem Machtwechsel in Frankreich einiges geändert - zumindest nach Ansicht des Karikaturisten.
(Foto: Heiko Sakurai)
In den letzten Monaten hat Sarkozy, der im Mai 2012 seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande unterlag, immer stärker signalisiert, dass er eine Rückkehr in die Politik anstrebt. Allzu weit vorwagen will sich der Vollblutpolitiker aber nicht - bis zu den Präsidentschaftswahlen 2017 ist es noch lange hin. Und so setzt Sarkozy bei seinen häufiger werdenden Auftritten auf eindeutig zweideutige Botschaften - und heizt genüsslich die Spekulationen um sein Comeback an.
Ende Januar etwa war der Ex-Staatschef an der französischen Atlantikküste unterwegs, einem Bürgermeister und Parteifreund verlieh er den Orden der französischen Ehrenlegion. "Manchmal kamen mir die Ferien lang vor, und das hat sich nicht gebessert", sagte Sarkozy lächelnd. Und auf den Ozean blickend: "Dahin, wo das Meer einmal war, kehrt es auch zurück." Seine lachenden Zuhörer hatten verstanden. Und Sarkozy hatte wieder einmal für Schlagzeilen gesorgt.
Sarkozy stiehlt Carla Bruni fast die Show
Vor zwei Wochen dann hatte Sarkozy einen ebenso überraschenden wie umjubelten Auftritt im Wahlkampf um das Pariser Rathaus. 2000 begeisterte Anhänger feierten den Ex-Staatschef mit minutenlangem Beifall und "Nicolas, Nicolas"-Rufen, als er unangekündigt einer Veranstaltung seiner Parteifreundin Nathalie Kosciusko-Morizet beiwohnte, die Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt werden will.
Tuchfühlung mit den Franzosen nimmt Sarkozy seit einiger Zeit auch dank seiner Ehefrau Carla Bruni wieder auf. Sarkozy begleitet die Sängerin bei ihrer "Little French Songs"-Tournee in Frankreich - und stiehlt seiner Frau dabei beinahe die Show. Bei den Konzerten wird Sarkozy gefeiert wie Bruni, er schüttelt Hände, gibt Autogramme, lässt sich mit Besuchern ablichten.
Kurze Auftritte im ganzen Land, um immer wieder in den Medien präsent zu sein - eine Strategie der "Postkarten" nennt das Sarkozys Umfeld. Bestärkt fühlen kann sich der Ex-Staatschef von der Unbeliebtheit seines Nachfolgers Hollande, der macht- und ratlos erscheint angesichts von Wirtschaftskrise und Rekordarbeitslosigkeit. Eine Rückkehr stellt sich Sarkozy als Retter eines von den Sozialisten heruntergewirtschafteten Landes vor. Und aus dem eigenen Lager kann ihm zumindest derzeit niemand gefährlich werden: In Umfragen hängt Sarkozy potenzielle konservative Mitbewerber locker ab.
"Sarkophobie" noch nicht erloschen
Sarkozys "Postkarten"-Strategie ist aber nicht ganz ungefährlich. Denn viele Franzosen hatten 2012 nicht für Hollande gestimmt, weil sie den Sozialisten für den idealen Präsidenten hielten, sondern weil sie die Nase voll hatten von dem hektischen Aktionismus Sarkozys. Die Glut der "Sarkophobie" sei nicht ganz erloschen, sagt der Soziologe Philippe Braud - Sarkozy sollte sich also mit einer Rückkehr auf die politische Bühne noch Zeit lassen. "Nichts überstürzen", mahnt auch Ex-Innenminister Brice Hortefeux, ein Vertrauter des für seine Ungeduld bekannten Sarkozy.
Aus Berlin wird es aber trotzdem wieder "Postkarten" an die Franzosen geben. Nach dem "Meinungsaustausch" mit Merkel, mit der er einst das legendäre Tandem "Merkozy" bildete, wird Sarkozy bei einem Forum der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung eine Rede zu den deutsch-französischen Beziehungen und zu Europa halten. Den auf Europa bezogenen Titel der Veranstaltung sieht Sarkozy womöglich als passendes Motto für sein Verhältnis zu den Franzosen: "Wir sind zu unserem Glück vereint."
Quelle: ntv.de, Fabian Erik Schlüter, AFP