Erste Etappe: UMP-Vorsitz Sarkozy nimmt Comeback in Angriff
28.11.2014, 10:31 Uhr
Nicolas Sarkozy ist nach der Wahlpleite gegen Hollande wieder oben auf.
(Foto: dpa)
Nicolas Sarkozy lässt sich am Wochenende zum Chef seiner Partei UMP wählen - für den Ex-Präsidenten nur der erste Schritt bei der Rückkehr in den Élysée-Palast. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Und dann ist da ja auch noch Ex-Premier Alain Juppé.
Für Nicolas Sarkozy steht viel auf dem Spiel - auch wenn er als Wahlsieger eigentlich schon fest steht. Frankreichs früherer Staatschef dürfte am Wochenende mühelos die Spitze seiner konservativen Partei UMP zurückerobern. Spannend ist aber, mit welcher Mehrheit die Parteimitglieder den 59-Jährigen zu ihrem Vorsitzenden wählen. Sarkozy braucht ein klares Votum, um als starker Oppositionschef auftreten zu können. Denn auf dem Weg zu den Präsidentschaftswahlen 2017 - seinem eigentlichen Ziel - hat er starke Rivalen aus den eigenen Reihen.
Tatsächlich ist der UMP-Vorsitz, den Sarkozy schon zwischen 2004 und 2007 innehatte, für den Vollblut-Politiker nur eine Etappe. Sarkozy will in zweieinhalb Jahren Revanche nehmen für die Schlappe, die er bei den Präsidentschaftswahlen 2012 gegen den Sozialisten François Hollande erlitten hatte. Als Parteichef der UMP hat er beste Chancen, Kandidat der Konservativen im Rennen um den Élysée-Palast zu werden.
Gegner auf Augenhöhe hat Sarkozy bei der Abstimmung um den UMP-Vorsitz nicht: Der frühere Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire hat sich im parteiinternen Wahlkampf zwar achtbar geschlagen, dürfte aber auf lediglich 20 bis 30 Prozent kommen. Und Außenseiter Hervé Mariton dürfte unter zehn Prozent bleiben. Trotzdem wird Sarkozy am Samstagabend sehr genau auf das Wahlergebnis schauen.
Juppé ist der stärkste parteiinterne Widersacher
"Er muss so deutlich gewinnen wie möglich, um seine Rückkehr symbolisch zu festigen", sagt Frédéric Dabi vom Meinungsforschungsinstitut Ifop. An die 85 Prozent, die Sarkozy bei den Wahlen für den UMP-Vorsitz 2004 erzielt hatte, dürfte er nicht herankommen. "Bei 75 Prozent kann man von einer erfolgreichen Rückkehr sprechen", sagt Dabi. "Ein Ergebnis unter 60 Prozent wäre dagegen ein Pyrrhussieg, eine Schwächung von Nicolas Sarkozy."
Das kann sich Sarkozy nicht leisten, denn bei den Konservativen ist der Kampf um die Präsidentschaftskandidatur 2017 bereits voll entbrannt. Zu Sarkozys stärkstem Kontrahenten hat sich Ex-Premier Alain Juppé gemausert. Viele trauen dem Bürgermeister von Bordeaux eher zu als Sarkozy, die zerstrittenen Lager der durch Skandale geschwächten UMP wieder zu versöhnen.
Der 69-jährige Juppé zielt zudem auf die politische Mitte ab und kann damit Wähler erreichen, denen der am rechten Rand nach Stimmen fischende Sarkozy ein Graus ist. Juppé ist inzwischen der beliebteste Politiker Frankreichs, auch wenn Sarkozy bei den UMP-Anhängern die Nase vorn hat.
Juristisch gibt es noch ein paar Probleme
Ohnehin hat der Ex-Präsident seit seinem Comeback Mitte September nicht den Begeisterungssturm entfacht, den er sich erhofft hatte. Konkrete Vorschläge, wie er das unter der Wirtschaftskrise leidende Land wieder aufrichten will, blieben Mangelware. Seine Botschaft, dass er die Franzosen über Parteigrenzen hinweg zusammenführen kann, nahmen ihm die wenigsten ab. Vielmehr verprellte Sarkozy viele liberale Konservative, als er sich kürzlich für eine Abschaffung der Homo-Ehe aussprach.
An der Spitze der UMP wird er künftig wieder den Parteiapparat kontrollieren - für eine Präsidentschaftskandidatur von unermesslichem Vorteil. Sarkozy will die UMP schnell "von Grund auf" umkrempeln, neue Statuten erlassen, sogar der Parteiname soll geändert werden. An den 2016 geplanten Vorwahlen für eine Präsidentschaftskandidatur will er aber festhalten, obwohl er die ursprünglich gerne vermieden hätte - und bei denen es zum großen Duell mit Juppé kommen dürfte.
Bis dahin wird Sarkozy an vielen Fronten kämpfen, nicht nur gegen innerparteiliche Widersacher: Als Oppositionsführer will er den erfolglosen Hollande unter Dauerdruck setzen. Von rechts muss er sich der Konkurrenz der Rechtsextremen Marine Le Pen erwehren, die sich als Frankreichs wahre Oppositionschefin sieht. Und auch an der juristischen Front ist keine Ruhe in Sicht: Nach wie vor schweben zahlreiche Affären wie ein Damoklesschwert über Sarkozy.
Quelle: ntv.de, Fabian Erik Schlüter, AFP