Loveparade-Katastrophe Sauerland will sich äußern
02.08.2010, 12:10 UhrDuisburgs Oberbürgermeister Sauerland ist seit Tagen mehr oder weniger abgetaucht - zu groß ist der Druck auf ihn wegen der Loveparade-Katastrophe. Nun will er sich zumindest schriftlich erklären. Unterdessen arbeitet NRW an einem Opfer-Fonds.
Nach tagelangen Rücktrittsforderungen wegen der Loveparade-Katastrophe will Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) heute eine persönliche Erklärung abgeben. Das teilte Stadtsprecher Josip Sosic mit. Details nannte er nicht. Die Deutsche Presse-Agentur will erfahren haben, dass Sauerland aber nicht seinen sofortigen Rücktritt bekanntgibt.
Die Duisburger SPD fordert aber genau das. "Leisten Sie unserer Stadt einen letzten Dienst und legen Sie ihr Amt unverzüglich nieder", heißt es in einer Erklärung des geschäftsführenden Parteivorstandes. Sollte Sauerland dem nicht Folge leisten, "ist seine möglichst baldige Abwahl unabdingbar". Die Linke im Rat hat bereits einen Abwahlantrag gestellt. Eine Abstimmung darüber im Stadtrat noch im August ist aber wegen der Ferienzeit sehr unwahrscheinlich. Viele Ratsmitglieder sind verreist.
Seine Pensionsansprüche aus der ersten Amtsperiode behält Sauerland entgegen anderslautender Berichte auch im Fall eines freiwilligen Rücktritts. Das unterstrich das NRW-Innenministerium. "Ein einmal entstandener Anspruch auf Versorgung aus einem vorausgehenden Beamtenverhältnis auf Zeit bleibt allerdings bestehen, auch wenn sich daran ein neues Beamtenverhältnis nahtlos anschließt (z.B. bei Wiederwahl) und dieses neue Beamtenverhältnis durch Entlassung ende", heißt in der entsprechenden Gesetzespassage.
Sauerland wird vorgeworfen, die Veranstaltung gegen den Widerstand von Fachbeamten durchgesetzt zu haben, weil er den Imageerfolg für seine Stadt wollte. Bei der Massenpanik am Samstag vor einer Woche waren in Duisburg 21 Menschen auf dem Gelände der Loveparade, dem ehemaligen Güterbahnhof, getötet worden. Hunderte wurden verletzt, fünf liegen noch immer im Krankenhaus.
Fonds wird aufgelegt
Das Land Nordrhein-Westfalen arbeitet unterdessen an einem Hilfsfonds für die Opfer. "Wir arbeiten mit Hochdruck an einem solchen Fonds", sagte Regierungssprecher Thomas Breustedt. Ziel sei eine direkte Hilfe für Angehörige der Todesopfer und für Schwerverletzte. Wahrscheinlich sei eine Kombination aus staatlichen Geldern und Spenden, die eingeworben werden sollten. Die Einzelheiten würden derzeit geklärt.
In ihrer Ansprache beim Gedenkgottesdienst in Duisburg hatte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) versprochen: "Als Land werden wir allen Betroffenen, die Unterstützung benötigen, schnell und unbürokratisch helfen."
Ob das Land die Anregung von Bundespräsident Christian Wulff aufgreift, einen Ombudsmann einzusetzen, ist noch offen. Wulff hatte vorgeschlagen, dass ein Ombudsmann die Interessen der Hinterbliebenen gegenüber Versicherungen, Amts-Dienststellen und Anwälten vertreten solle. Dies habe sich 2006 beim Transrapid-Unglück in Niedersachsen als hilfreich erwiesen.
Quelle: ntv.de, dpa