"Ohne Euro wäre jeder Deutsche ärmer" Schäuble warnt vor Anti-Euro-Partei
05.12.2010, 16:53 UhrDie Finanzhilfen für klamme Euro-Staaten könnten sich auch politisch auswirken, warnt Bundesfinanzminister Schäuble. So müsse man die Gefahr der Bildung einer Anti-Euro-Partei ernst nehmen. Dafür betont der CDU-Politiker: Der Euro schützt die Menschen vor der Globalisierung.
Der Wirbel um den Euro und milliardenschwere Rettungspakete für Euro-Länder wie und Griechenland könnten nach Einschätzung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble dazu führen, dass sich Kritiker der Gemeinschaftswährung in einer neuen Partei sammeln. "Die Gefahr einer Anti-Euro-Partei muss man ernst nehmen", sagte der CDU-Politiker der "Bild"-Zeitung. Umso mehr müsse den Menschen erklärt werden, was sie am Euro hätten, der sie vor Turbulenzen der Globalisierung besser schütze als es eine nationale Währung je könnte.
"Ohne den Euro wäre jeder Deutsche ärmer", und auf dem Arbeitsmarkt sähe es viel schlechter aus, sagte Schäuble. Zugleich lehnte der Finanzminister eine Teilung der Euro-Zone etwa in einen Nord- und Südeuro erneut ab. "Das würde unendlich viel teurer werden als alles, was wir jetzt für den Euro tun", sagte Schäuble. Auch Banken stünden dann vor massiven Problemen.
Schäuble wiederholte seine Einschätzung, dass die Finanzmärkte testeten, "ob die Konstruktion des gemeinsamen Währungsraumes hält. Ob es funktioniert, mit dem Euro eine gemeinsame Währung zu haben - aber die Finanzpolitik zugleich national zu lassen."
Zugleich forderte Schäuble die anderen Euro-Staaten auf, sich mehr am deutschen Vorbild auszurichten. "Unsere Spar- und Wirtschaftspolitik in der sozialen Marktwirtschaft führt zu gutem Wachstum und sozialer Stabilität", sagte der Minister. Kritik aus anderen EU-Staaten an einem zu machtbewusstem Auftreten Deutschlands wies Schäuble zurück: "Für diese Kritik gibt es keinen Anlass, so treten wir nicht auf. Aber klar ist auch: Wenn Länder Probleme haben, sucht manch einer gern außerhalb der eigenen Grenzen nach einem Schuldigen." Auch seien "Musterschüler nie besonders beliebt".
Euro-Finanzminister treffen sich
Irland war im Kampf gegen seine Banken- und Haushaltskrise unter den Euro-Rettungsschirm von EU und IWF geflüchtet. Das hatte wie schon die Rettungsaktion für Griechenland die Gegner des Euro in Deutschland auf den Plan gerufen und Debatten über die Kosten für Deutschland ausgelöst. Auch die Finanzmärkte sind nicht von einem Ende der Krise überzeugt und viele Marktteilnehmer spekulieren darauf, das Portugal und danach möglicherweise auch Spanien auf das Geld zurückgreifen müssen.
Am Montag kommen die Finanzminister der Euro-Gruppe und EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in Brüssel zu ihrer turnusmäßigen Sitzung zusammen, in deren Mittelpunkt der Schutz der Gemeinschaftswährung steht. Im Vorfeld sorgte der belgische Finanzminister Didier Reynders mit der Forderung für Unruhe, die EU sollte den . Dem 2013 in Kraft tretenden permanenten Krisenmechanismus müssten weitere Mittel zugeführt werden. Wenn eine entsprechende Entscheidung getroffen werde, sollte die Aufstockung auch bereits dem vorübergehenden Schutzschirm zugutekommen. Das bis 2013 geltende Paket hat ein Volumen von 750 Milliarden Euro.
Quelle: ntv.de, rts