Zweifel am Ende des Widerstands Schah Massuds Grab in Pandschir zerstört
09.09.2021, 15:17 Uhr
Als Nationalheld verehrt: Ein Arbeiter poliert ein Plakat von Schah Massud. Derzeit organisiert sein Sohn den Widerstand gegen die Taliban. (Archivbild)
(Foto: picture alliance / dpa)
Anfang der Woche melden die Taliban einen Sieg über die Widerstandskämpfer im Pandschir-Tal. Nun kursieren Videos, die das verwüstete Grab des legendären Milizenführers Schah Massud zeigen. Doch ein Diplomat teilt mit, dass der Sohn des afghanischen Nationalhelden weiterhin kämpft.
Das Grab des legendären Anführers der Nordallianz und Taliban-Gegners Achmad Schah Massud im afghanischen Pandschir-Tal ist offenbar teils zerstört worden. In sozialen Netzwerken kursierten Fotos und Videos vom beschädigten Grab Massuds. Auf diesen ist zu sehen, dass die Glasplatte über dem Grab kaputt ist und der Stein am oberen Ende des Grabes umgefallen und in drei Stücke zerbrochen ist.
Achmad Schah Massud, besser bekannt als der "Löwe von Pandschir", hatte in den 1990er-Jahren erbitterten Widerstand gegen die militant-islamistischen Taliban geleistet, bis er bei einem Selbstmordattentat zwei Tage vor dem 11. September 2001 getötet wurde. Er wird von vielen Afghanen als Nationalheld gefeiert, von anderen aber auch kritisiert. Sein Grab befindet sich auf einer kleinen Anhöhe in der Nähe von Basarak, der Provinzhauptstadt Pandschirs. Vor allem an Freitagen fuhren in der Vergangenheit oft mehr als hundert Anhänger zu der Grabstelle, um Massud zu gedenken und zu beten.
Es ist unklar, wie das Grab zerstört wurde. Die Taliban hatten nach rund einer Woche schwerer Gefechte mit Widerstandskämpfern in dem Tal am Montag erklärt, die Provinz stünde unter ihrer Kontrolle. Nutzer in sozialen Medien beschuldigten die Islamisten. Auf einem der Videos ist allerdings zu sehen, dass ein Taliban-Kämpfer vorschlägt, den Stein nach Kabul zur Reparatur zu bringen.
Ex-Gesandter: "Kämpfe gehen weiter"
Zum Stand der Gefechte im Pandschir-Tal gibt es derzeit unterschiedliche Botschaften. Nach Angaben des afghanischen Botschafters in Tadschikistan ist der Widerstand nicht gebrochen. Reste der afghanischen Armee und Milizen setzten die Kämpfe gegen die Taliban fort, sagte der Gesandte der früheren Regierung, Sahir Aghbar, am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz in Duschanbe.
Er widersprach auch Angaben der Taliban, der Anführer der afghanischen Tadschiken, Ahmad Massud, und der ehemalige Vizepräsident Amrullah Saleh seien ins benachbarte Tadschikistan geflohen. Beide seien im Pandschir-Tal. "Ich bin in permanenten Kontakt mit Amrullah Saleh", sagte der Botschafter. Massud, der Sohn des Löwen von Pandschir, und Saleh würden sich aus Sicherheitsgründen nicht selbst an die Öffentlichkeit wenden.
Quelle: ntv.de, mau/dpa/rts