Politik

Käßmann-Nachfolger Schneider zum EKD-Chef gewählt

Schneider spart schon jetzt nicht mit Kritik.

Schneider spart schon jetzt nicht mit Kritik.

(Foto: dapd)

Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat mit großer Mehrheit Nikolaus Schneider zum EKD-Ratsvorsitzenden gewählt. Der 63-Jährige hatte bereits nach dem Rücktritt einer Vorgängerin Margot Käßmann im Februar das Amt übernommen und wurde nun vom Kirchenparlament bestätigt. Der Präses der evangelischen Kirche im Rheinland ist damit oberster Repräsentant von fast 25 Millionen Protestanten.

Nach Angaben der EKD-Pressestelle entfielen auf den Familienvater bei der Wahl in Hannover 135 von 143 abgegebenen Stimmen. Zu Schneiders Stellvertreter wurde der sächsische Landesbischof Jochen Bohl gewählt. Die EKD wählte zudem mit Edeltraud Glänzer und Christiane Tietz zwei weitere Frauen in ihren Rat. Glänzer ist Mitglied des Hauptvorstandes der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), Tietz Professorin für Systematische Theologie an der Universität Mainz.

Schneider leitete den EKD-Rat bereits seit rund acht Monaten, nachdem Käßmanns wegen ihrer Alkoholfahrt in die Kritik geraten und zurückgetreten war. Der EKD-Ratsvorsitzende stammt aus einer Duisburger Stahlarbeiterfamilie. Seine erste Pfarrerstelle übernahm Schneider 1977 in Duisburg-Rheinhausen. 1997 wurde er Vizepräses der evangelischen Kirche im Rheinland und ist dort seit 2003 Präses.

Bereits unmittelbar nach seiner Wahl am Dienstag kritisierte der rheinische Präses den Atomkurs und den Castortransport nach Gorleben heftig. Die Kirche wolle sich nicht aus eigenem Machtanspruch in die Politik einmischen, sondern den Menschen dienen, betonte Schneider. Sein Engagement sei ein geistliches und kein politisches, auch wenn er gern als Sozialbischof bezeichnet werde. In seiner Antrittsrede nahm Schneider außerdem den Afghanistan-Einsatz und die Integrations- und Hartz IV-Debatte ins Visier.

Wahl allseits begrüßt

Die katholische Deutsche Bischofskonferenz gratulierten Schneider ebenso zu seiner Wahl wie Politiker von Union, SPD, Grünen und FDP. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, unterstrich die ökumenische Verbundenheit der katholischen Kirche mit der EKD. Zu dem Weg der Ökumene gebe "keine Alternative", erklärte Zollitsch. Er stehe dafür, "dass wir auf diesem Weg gemeinsam unterwegs bleiben und als gleichberechtigte Partner den Dialog in ehrlicher und konstruktiver Weise weiterführen", hob Zollitsch hervor.

Die Kirchen beauftragte der Union-Bundestagsfraktion, Maria Flachsbarth (CDU), erklärte, die Union freue sich darauf, dass Schneider sich als Präses in die gesellschaftspolitischen Debatten einbringen will: "Unsere Gesellschaft braucht die laute Stimme der Kirchen, besonders wenn es um den Schutz des Lebens an seinem Anfang und an seinem Ende geht", erklärte Flachsbarth.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier bezeichnete Schneider "als hervorragende Wahl für dieses Amt". Die SPD schätze sein soziales und politisches Engagement und wünsche, dass Schneider weiter "mit seinen differenzierten Beiträgen zu aktuellen politischen Themen Stellung bezieht".

Die Bundesvorsitzenden der Grünen, Claudia Roth und Cem Özdemir, verwiesen auf Schneiders "Plädoyer für die Wertebindung von Politik". Schneiders deutliche Warnungen vor der Gefährlichkeit des Atommülls zeigten, dass er "ein Ratspräsident sein wird, der nicht davor zurückscheut, sich klar und deutlich in aktuelle politische Debatten einzubringen", erklärten die Grünen-Vorsitzenden. Ähnlich äußerten sich die Fraktionsvorsitzenden Renate Künast und Jürgen Trittin.

Der Sprecher der "Christen in der FDP-Bundestagsfraktion", Patrick Meinhardt, bezeichnet Schneider als engagierten EKD-Ratsvorsitzenden, der mit Stellungnahmen zu sensiblen ethischen Themen die Parlamentarier "immer wieder herausfordern" werde. "Das tut uns gut", erklärte Meinhardt.

Quelle: ntv.de, dpa

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