Politik

SPD-Kanzlerkandidat im Bierzelt Schulz nennt Kritiker "hysterisch"

Wer hat die "gefühlte Mehrheit" im Bierzelt? Schulz zweifelt an den CSU-Besucherzahlen.

Wer hat die "gefühlte Mehrheit" im Bierzelt? Schulz zweifelt an den CSU-Besucherzahlen.

(Foto: picture alliance / Angelika Warm)

Der Aschermittwoch ist traditionell nicht der Tag zum Austausch differenzierter Argumente. Dennoch versucht SPD-Hoffnungsträger Schulz, seine Reformvorschläge im Bierzelt ausführlich zu erklären. Die Basis feiert vor allem seine Zuversicht.

Der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hat seinen Anspruch erneuert, seine Partei bei der Bundestagswahl am 24. September zur stärksten Kraft zu machen. "Ich trete an, um Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden", sagte der frühere EU-Parlamentspräsident beim Politischen Aschermittwoch seiner Partei.

Schulz verteidigte in seiner Rede im Festzelt im bayerischen Vilshofen seine Korrekturvorschläge zur Agenda 2010 gegen Kritik aus der Wirtschaft sowie aus Union und SPD. "Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands steht nicht auf dem Spiel, wenn man ein Jahr länger Arbeitslosengeld I zahlt, weil man weiter qualifiziert", sagte der designierte SPD-Chef.

Schulz nannte das Beispiel eines Über-58-Jährigen, der nach dem Verlust seines Jobs bislang rasch aus dem Arbeitslosengeld I herausfällt, obwohl er erst mit 67 Rente bekommt. Die zum Teil heftige Kritik an seinen Vorschlägen bezeichnete Schulz als "hysterische Reaktionen". Schulz hatte sich kürzlich für Korrekturen an der unter dem früheren SPD-Kanzler Gerhard Schröder eingeführten Agenda 2010 ausgesprochen.

Kern: politische Wende in Griffweite

Nicht nur von der SPD-Basis wurde Schulz in Vilshofen als künftiger Bundeskanzler gefeiert. "Nach einer Phase von wenig Optimismus ist die politische Wende in Deutschland in Griffweite", sagte der österreichische Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern, der als Gast auf die spätere Rede von Schulz einstimmte. Nach dem jüngsten "Wahltrend" von "Stern" und RTL kommt die SPD derzeit stabil auf 31 Prozent. Die Union verliert in der Umfrage im Vergleich zur Vorwoche einen Punkt und erreicht nur noch 33 Prozent.

Die SPD warf den Christsozialen vor, durch Tricksereien die Zahl ihrer Besucher bei ihrer Aschermittwochsveranstaltung nach oben zu schrauben. "Ich hab gelesen, die gefühlte Mehrheit sitzt in Passau. Ich glaube, die tatsächliche Mehrheit sitzt hier", sagte Schulz vor seiner Rede. Er spielte damit auf CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer an, der von "gefühlt" 10.000 Besuchern beim CSU-Aschermittwoch gesprochen hatte, obwohl dort offiziell nur etwa 4000 Menschen in die Halle passen.

Schulz erhielt derweil Unterstützung von den Linken. Parteichefin Katja Kipping äußerte sich positiv über seine guten Umfragewerte. "Der Schulz-Effekt ist ermutigend für uns: Das ist doch toll, wenn wieder mehr über soziale Gerechtigkeit gesprochen wird", sagte sie. Der bayerische Grünen-Landesvorsitzende Eike Hallitzky prophezeite, dass nach der Bundestagswahl die "bräsige GroKo" ihrem Ende entgegengehe.

Quelle: ntv.de, mbo/dpa/AFP

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