Mauer-Rede in Stuttgart abgelehnt "Schwaben" laden Thierse aus
08.11.2014, 16:09 Uhr
Auf einer SPD-internen Veranstaltung durfte Thierse dann doch noch im "Ländle" sprechen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ende 2012 sorgt Ex-Bundestagspräsident Thierse mit Aussagen über zugezogene "Schwaben" in Berlin für Empörung in Deutschlands Südwesten. Nun lehnen es CDU und FDP ab, Thierse dort bei einer Veranstaltung sprechen zu lassen. Der reagiert trotzig.
Die baden-württembergischen Oppositionsparteien CDU und FDP haben einen Auftritt des früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse bei der offiziellen Gedenkfeier zum 25. Jahrestag des Mauerfalls im Stuttgarter Landtag abgelehnt. Thierse hatte Ende 2012 mit spöttischen Bemerkungen über "Schwaben" als Sammelbegriff zur Zugezogene aus Süddeutschland für Unumt gesorgt.
Der 71-jährige Sozialdemokrat nannte die Ausladung von der Veranstaltung im Stuttgarter Parlament einen "Ausdruck von Kleingeistigkeit". Bei einer SPD-Veranstaltung sprach er nun doch im Parlament des "Ländle" - und betonte noch einmal, dass er nichts gegen Schwaben habe.
"Aus zwei ironisch-läppischen Bemerkungen ein öffentliches Beleidigtsein zu machen, das ist absurd", sagte Thierse. Bei der Hauptveranstaltung im baden-württembergischen Landtag am Donnerstag hält nun der frühere DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz von den Grünen eine Rede.
"Schwaben bestätigen Vorurteile"
Thierse hatte seinerzeit in einem Interview mit der Berliner Morgenpost gesagt: "Ich ärgere mich, wenn ich beim Bäcker erfahre, dass es keine Schrippen gibt, sondern Wecken. Da sage ich: In Berlin sagt man Schrippen, daran könnten sich selbst Schwaben gewöhnen." Weiter hieß es: "Ich wünsche mir, dass die Schwaben begreifen, dass sie jetzt in Berlin sind – und nicht mehr in ihrer Kleinstadt mit Kehrwoche". Bis heute werde er ständig auf die "paar Sätze in dem langen Interview" angesprochen, sagte Thierse der Morgenpost. "Als hätte ich 24 Jahre lang nichts anderes gemacht", fügte er hinzu.
Erst kürzlich sei am Berliner Hauptbahnhof ein Schwabe auf ihn zugegangen und habe gesagt: "Wir sind sehr selbstbewusst". Thierse antwortete: "Aber auch sehr labil. Wenn man selbstbewusst ist, kann einen doch sowas gar nicht kratzen." Generell überrasche es ihn, dass die Schwaben so damit beschäftigt seien, die Vorurteile gegen sie zu bestätigen. "Dass sie humorlos seien. Und dass sie militant werden, wenn es ums Geld geht." Er habe nach dem Interview über 3000 Mails von Schwaben erhalten und dabei immer wieder zu hören bekommen: Wir finanzieren Berlin.
Thierse selbst zog 1964 aus Thüringen nach Berlin. Der SPD-Politiker war von 1998 bis 2005 Bundestagspräsident, bis 2013 dann dessen Vizepräsident.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa