Kritisches Bild bleibt hängen Schweiz erteilt Türkei Abfuhr
26.04.2016, 20:59 Uhr
Die Ausstellung ist auf dem Platz der Nationen in Genf zu sehen.
(Foto: dpa)
In einer Genfer Ausstellung wird auch weiterhin ein Foto zu sehen sein, das dem türkischen Präsidenten Erdogan nicht gefällt. Die Stadt lehnt die Forderung des türkischen Konsulats ab, das Bild zu entfernen. Man stehe für die freie Meinungsäußerung ein, heißt es.
Die Stadt Genf kommt der Aufforderung Ankaras nicht nach, ein den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan kritisierendes Foto aus einer Ausstellung zu verbannen. Die Ausstellung trage "zur Verteidigung der freien Meinungsäußerung" bei und hebe die Stellung Genfs als "Hauptstadt der Menschenrechte" hervor, begründete die Schweizer Stadt ihre Entscheidung.
Auf dem Bild des Fotografen Demir Sönmez, der kurdisch-armenische Wurzeln hat, sind Demonstranten mit einem regierungskritischen Transparent zu sehen. Darauf wird Erdogan für den Tod eines Jugendlichen bei einer Protestaktion in Istanbul verantwortlich macht: "Ich heiße Berkin Elvan. Die Polizei hat mich auf Befehl des türkischen Ministerpräsidenten getötet", ist dort zu lesen. Das Foto stammt von 2014, zu der Zeit war Erdogan Ministerpräsident.
Elvan war im Sommer 2013 am Rande der Gezi-Proteste in Istanbul von einer Tränengaskartusche am Kopf verletzt worden. Er starb nach monatelangem Koma im Alter von 15 Jahren. Er war durch Zufall zwischen die Sicherheitskräfte und die Demonstranten geraten.
Konsulat reagiert auf Absage
Das türkische Generalkonsulat in Genf erklärte nach der Entscheidung der Stadt zur Beibehaltung des Fotos in der Ausstellung, es respektiere die "Meinungsfreiheit des Künstlers" Demir Sönmez. Das Bild habe aber die türkische Gemeinde in der Schweizer Stadt verärgert und behandele Erdogan auf eine "ungerechte und realitätsfremde Weise".
Erdogan geht hart gegen seine Kritiker vor. Seit seinem Amtsantritt als Präsident im Sommer 2014 sind in der Türkei rund 2000 Strafverfahren wegen mutmaßlicher Beleidigung des Staatsoberhauptes eingeleitet worden. In Deutschland geht Erdogan juristisch gegen den Moderator Jan Böhmermann vor, der ihn in einem satirischen "Schmähgedicht" verunglimpft hatte.
Quelle: ntv.de, hul/dpa/AFP