Energienetz im Visier des Kreml Selenskyj: Angriff so teuer wie "2,3 Millionen russische Renten"
02.11.2022, 09:34 Uhr
Seit Wochen bombardiert Russland gezielt ukrainische Kraftwerke.
(Foto: via REUTERS)
Die russischen Angriffe auf die ukrainische Energie-Infrastruktur setzen Präsident Selenskyj unter Druck: Kurz vor Einbruch des Winters muss er schnelle Hilfe beim Wiederaufbau der zerstörten Kraftwerke organisieren - und wendet sich an die EU. Doch deren Hilfe reicht bei Weitem nicht aus.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft noch vor Beginn des Winters auf Hilfe der EU bei der Wiederherstellung des durch russische Angriffe schwer angeschlagenen Energienetzes der Ukraine. Vierzig Prozent des Energiesystems seien "schwer beschädigt", sagte der Staatschef bei einem Treffen mit EU-Energiekommissarin Kadri Simson in Kiew. "Wir werden alles tun, um die Menschen in diesem Winter mit Strom und Wärme zu versorgen", versprach er am Abend in seiner täglichen Videoansprache.
"Die Position der Terroristen ist absolut transparent, und diese Herausforderung sollte gerade als Herausforderung für ganz Europa gesehen werden", sagte Selenskyj weiter. Moskau werde die Schwierigkeiten des Winters propagandistisch als vermeintlichen Beweis für das Scheitern des vereinten Europas darstellen. "Deshalb müssen wir gemeinsam den Terroristen beweisen, dass 'Scheitern' ein Wort über sie ist und nicht über Europa", so der Präsident.
Russland werde alles tun, "um die Normalität des Lebens zu zerstören" und berücksichtige dabei nicht die Kosten dieses "Energieterrors". Selenskyj rechnete vor, dass der jüngste Raketen- und Drohnenangriff am Montag "den Gegenwert von 2,3 Millionen durchschnittlichen russischen Renten gekostet" habe. "Und das nur für einen Angriff."
EU lieferte Notausrüstung
Bei der Wiederherstellung der Energie-Infrastruktur seines Landes sollte die EU-Kommission eine koordinierende Rolle spielen, regte Selenskyj an. Er erinnerte an die Ukraine-Kontaktgruppe, das sogenannte Ramstein-Format, in dem die Unterstützerländer ihre Rüstungshilfe koordinieren. Für Wirtschaft und Energie sollte es ebenfalls ein "Ramstein" geben, sagte er laut Medienberichten. "Ich bin sicher, dass wir alles wiederherstellen werden", so Selenskyj.
Der Brüsseler Behörde zufolge werden in den kommenden Tagen unter anderem die Kommission und das ukrainische Energieministerium zusammen eine Kampagne starten, um weitere Unterstützung aus dem Privatsektor zu mobilisieren. Schon jetzt hätten die EU, die EU-Staaten und private Unternehmen Energie-Notausrüstung im Wert mehrerer Millionen Euro geliefert. "Angesichts der eskalierenden Angriffe Russlands" müsse die Unterstützung jedoch verstärkt werden. Zur Instandsetzung von Laboren am Kernkraftwerk Tschernobyl stelle die EU 13 Millionen Euro bereit.
Quelle: ntv.de, jug/dpa