Neuer Präsident vereidigt Senegals Militär marschiert in Gambia ein
19.01.2017, 20:36 Uhr
Senegalesische Soldaten auf dem Weg nach Gambia.
(Foto: AP)
Der Machtkampf in Gambia eskaliert. Der neue Präsident ist vereidigt. Doch der abgewählte Jammeh klammert sich weiter an die Macht. Nun soll er zum Rücktritt gezwungen werden - Truppen aus dem Senegal marschieren im Nachbarland ein.
In Gambia, wo ein Machtkampf zwischen dem abgewählten und dem neuen Präsidenten tobt, sind Truppen des Nachbarlandes Senegal einmarschiert. Sie hätten die Grenze an mehreren Stellen passiert, sagte Armeesprecher Abdoul Ndiaye. Ein AFP-Korrespondent an der gambischen Südgrenze berichtete, dass aus grenznahen Dörfern Kampflärm zu hören war.
Die Eingreiftruppe soll den abgewählten Präsidenten Yahya Jammeh offenbar mit Gewalt absetzen. An der Grenze Gambias, dessen Staatsgebiet bis auf die Küste komplett von Senegal umschlossen wird, hielten sich auch Soldaten aus Nigeria und Ghana für einen Einmarsch bereit. Die nigerianische Luftwaffe ließ Kampfflugzeuge über Gambia kreisen.
Zuvor hatte der UN-Sicherheitsrat in New York eine Resolution zum Eingreifen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) in Gambia beschlossen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief nach Angaben seines Sprechers am Abend den Wahlsieger Barrow an, um ihm die Unterstützung der UNO zuzusichern.
Neuer Präsident ist im Amt
Kurz vorher war der Wahlsieger Adama Barrow als neuer Staatschef Gambias vereidigt worden. Barrow musste den Amtseid allerdings in der gambischen Botschaft im Senegal ablegen. Nun sollten alle Gambier zusammenstehen, um dem Land zu einem Neuanfang zu verhelfen, forderte er in der im staatlichen Fernsehen übertragenen Zeremonie. Seine Regierung werde sich für Reformen und eine Stärkung der Demokratie einsetzen, erklärte er.
Barrow warnte die gambischen Streitkräfte, sich ihm als rechtmäßigen Präsidenten nicht zu widersetzen. Soldaten, die bewaffnet außerhalb der Kasernen gefunden würden, "werden als Rebellen betrachtet werden". Die Vereinten Nationen und die Afrikanische Union sprachen Barrow bei der Zeremonie ihre Unterstützung aus.
Die Amtszeit von Jammeh war am Mittwoch abgelaufen. Der seit 22 Jahren mit harter Hand regierende gambische Präsident weigert sich aber nach wie vor abzutreten. Daher kann Barrow zunächst nicht zurück nach Gambia.
Viele Gambier hatten einen militärischen Konflikt bereits befürchtet. Zehntausende sind seit Beginn der Krise in den benachbarten Senegal geflohen. Die Straßen in der Hauptstadt Banjul waren angesichts der angespannten Lage zunächst menschenleer. Menschen verschanzten sich in ihren Häusern, Geschäfte und öffentliche Einrichtungen waren geschlossen. Nach der Vereidigung Barrows feierten seine Anhänger auf den Straßen der Hauptstadt. Gambias Armeechef Ousman Badjie schloss sich ihnen an.
Vor Barrows offizieller Amtsübernahme hatten sich der Polizeichef und der Armeechef darauf verständigt, keine Befehle mehr von Jammeh anzunehmen, wie ein ranghoher gambischer Geheimdienstmitarbeiter erklärte. Sie seien nur noch dem neuen Präsidenten verpflichtet.
Die gambischen Streitkräfte verfügen verschiedenen Quellen zufolge nur über etwa 800 bis 1000 Soldaten. Jammeh hatte zuletzt den Notstand ausgerufen, um im Amt zu bleiben. Die frühere britische Kolonie Gambia gehört einem UN-Index zufolge zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Neben der Landwirtschaft ist in dem Staat mit etwa zwei Millionen Einwohnern der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Europäische Reiseveranstalter hatten am Mittwoch damit begonnen, Strandurlauber in ihre Heimatländer zurückzubringen.
Quelle: ntv.de, hul/dpa