Anhörung mutmaßlicher Putschisten Sicherheitskräfte töten Angreifer in Ankara
18.07.2016, 15:56 Uhr
Bei dem getöteten Angreifer soll es sich um einen Soldaten handeln.
(Foto: AP)
Vor einem Gericht in Ankara feuert ein Mann auf Sicherheitskräfte. Diese töten den Angreifer daraufhin in seinem Auto.
Während einer gerichtlichen Anhörung mutmaßlicher Putschisten in der türkischen Hauptstadt Ankara hat ein Mann vor dem Gerichtsgebäude das Feuer auf Sicherheitskräfte eröffnet. Diese hätten den Angreifer daraufhin in seinem Auto erschossen, berichtete die Nachrichtenagentur Dogan. Zwei weitere Menschen seien festgenommen worden.
Journalisten, die sich vor dem Gerichtsgebäude aufhielten, hörten Schüsse und sahen Szenen der Panik. Außerdem sahen sie ein zertrümmertes Auto. Gepanzerte Fahrzeuge und Polizeiwagen rasten zu dem Gerichtsgebäude. Unklar ist, ob der Zwischenfall im Zusammenhang mit dem Putschversuch vom Wochenende stand. Fernsehberichten zufolge handelte es sich bei dem getöteten Angreifer um einen Soldaten.
Teile der Armee hatten in der Nacht zum Samstag erklärt, sie hätten die Macht in der Türkei übernommen. Der Putschversuch wurde jedoch binnen weniger Stunden niedergeschlagen. Die türkischen Behörden gehen nun mit aller Härte gegen mutmaßliche Beteiligte oder Sympathisanten vor. Mehr als 7500 Menschen wurden bereits festgenommen, unter ihnen zahlreiche Generäle, Richter und Staatsanwälte. Zudem wurden fast 9000 Beamte entlassen. Laut der Regierung wurden 8777 Staatsbedienstete ihrer Posten enthoben, darunter knapp 4500 Polizisten, 614 Gendarme, 30 Gouverneure und 52 Inspekteure. Nach dem Putschversuch waren bereits am Wochenende rund tausende Menschen festgenommen worden, darunter mehr als hundert Generäle und Admiräle.
Die türkische Regierung beschuldigt die Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen, hinter dem Umsturzversuch zu stecken. Dieser wies die Anschuldigung zurück.
Indes hält der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim eine Wiedereinführung der Todesstrafe in seinem Land für möglich, warnt aber vor überhasteten Beschlüssen. "Es ist nicht richtig, in der Hitze und dem Eifer des Gefechts eine voreilige Entscheidung zu treffen", sagte Yildirim mit Blick auf den niedergeschlagenen Putschversuch. "Aber wir können diese Forderung unserer Bürger nicht ignorieren. Das wird unser Parlament umfangreich bedenken und besprechen." Vorher wolle seine Regierung diese Forderungen weder zurückweisen noch unterstützen.
Quelle: ntv.de, dsi/AFP