Politik

Deutschland genehmigt Einreise Sonderzüge bringen Flüchtlinge nach Österreich

Die Flüchtlinge in Ungarn können aufatmen. Der Weg nach Österreich und Deutschland ist frei. Die Entscheidung wird auf höchster Ebene getroffen. Busse treffen ein, Sonderzüge füllen sich. Bis auf einige Verzögerungen scheint alles reibungslos zu laufen.

Die Abfahrt eines Sonderzuges von der österreichischen Grenze für die aus Ungarn kommenden Flüchtlinge hat sich verzögert. Zudem solle der erste Zug nach Salzburg fahren, meldete die österreichische Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf die österreichische Bundesbahn (ÖBB). Zunächst hatte die Polizei einen Zug nach Wien für 6.00 Uhr angekündigt.

Bis zum frühen Morgen kamen zunächst insgesamt sieben Busse mit Migranten aus Ungarn an der Grenze an, etwa 2000 Flüchtlinge trafen in Österreich ein. Ihre Zahl könnte sich im Laufe des Tages mehr als verdoppeln, teilte die österreichische Poizei mit. Die Flüchtlinge wurden mit Dutzenden Bussen an die Grenze gefahren und auf der österreichischen Seite von Helfern mit Wasser und Nahrungsmitteln versorgt.

Einer der Busse kam aus Zsambek, 33 Kilometer westlich von Budapest, wo besonders misstrauische Flüchtlinge zu Fuß Richtung Westen unterwegs waren. Sie hatten von mehreren zur Verfügung stehenden Bussen nur einen einzigen losfahren lassen - unter der Bedingung, dass auch Journalisten oder Aktivisten mitfahren.

Sie hatten Angst, dass die Regierung sie wieder in ein ungarisches Flüchtlingslager bringen wolle, anstatt an die Westgrenze. Nachdem sie erfahren hatten, dass der erste Test-Bus an der österreichischen Grenze angekommen war, folgten sie in weiteren zehn Bussen. Die ungarische Regierung hatte insgesamt 100 Busse bereitgestellt. Die meisten waren für die Menschen am Budapester Ostbahnhof im Einsatz.

Einige ungarische Nachtschwärmer winkten den Abreisenden hinterher. Nicht wenige waren offensichtlich froh, die Fremden ziehen zu sehen. Doch es gab auch herzliche Abschiedsszenen zwischen Flüchtlingen und freiwilligen Helfern.

Einigung auf dem kurzen Dienstweg

Die Regierungen Österreichs und Deutschlands hatten sich darauf verständigt, die Migranten einreisen zu lassen. Die Entscheidung sei in mehreren Gesprächen abgesprochen worden, sagte der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Georg Streiter. Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann hatte erklärt, die Entscheidung sei mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel abgestimmt.

Faymann hatte demnach zuvor mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban gesprochen. Die Entscheidung sei "aufgrund der heutigen Notlage an der ungarischen Grenze" gefallen, hieß es aus dem Kanzleramt in Wien. "Wir werden die Menschen in dieser Notsituation nicht im Stich lassen", hatte schon zuvor eine österreichische Regierungssprecherin gesagt. Das Innenministerium in Wien erklärte, die Polizei und das Rote Kreuz seien auf die Ankunft der Flüchtlinge vorbereitet.

Nach geltenden EU-Regeln ist eigentlich das Land für einen Flüchtling zuständig, in dem er zum ersten Mal den Boden der Gemeinschaft betritt. Die ungarische Regierung hatte zunächst versprochen, sich an die Vereinbarungen zu halten und tagelang Züge nach Deutschland und Österreich gestrichen. Am Freitag eskalierte die Lage, weil von Budapest aus über 1000 Flüchtlinge den Fußmarsch Richtung Österreich antraten. Die konservative ungarische Regierung macht Deutschland für die Lage verantwortlich, weil es versprochen hat, keine Syrer in andere EU-Staaten zurückzuschicken. Die Bundesregierung hat die Kritik zurückgewiesen.

Die EU sucht im Flüchtlingsdrama einen gemeinsamen Nenner. Die Außenminister der Europäischen Union wollen am zweiten Tag eines Treffens in Luxemburg weiter über die Flüchtlingskrise beraten. Zu den Gesprächen an diesem Samstag werden auch Vertreter aus den westlichen Balkanstaaten erwartet. Über Länder wie Serbien versuchen derzeit Tausende Asylsuchende, in westliche EU-Staaten zu gelangen. Kanzlerin Merkel besteht auf eine grundlegende Reform der europäischen Asylpolitik.

Quelle: ntv.de, sla/bad/AFP/dpa

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