"Aus politischen Gründen" Spaniens König Juan Carlos dankt ab
02.06.2014, 12:58 Uhr
Juan Carlos unterschreibt die "institutionelle Erklärung" für den Ministerpräsidenten, mit der er seine Abdankung einleitet.
(Foto: dpa)
Der spanische König Juan Carlos dankt ab. Der 76-jährige Monarch wird seit Monaten von gesundheitlichen Problemen geplagt. Dennoch führt er politische Gründe an - und überrascht damit Spanien völlig. Denn eine Abdankung hatte der König bislang ausgeschlossen.
Nach fast 40 Jahren auf dem Thron dankt der spanische König Juan Carlos ab. Nachfolger wird Prinz Felipe. "Ich bin überzeugt, dass dies der beste Zeitpunkt für einen Wandel ist", erklärte ein überrascht wirkender Ministerpräsident Mariano Rajoy in Madrid.
Für seine Entscheidung führte Juan Carlos persönliche und zugleich politische Gründe an. Er wolle Platz machen für eine neue Generation, die von seinem Sohn Felipe "bestens geführt werden" könne, sagte der König in einer kurzen Ansprache an das Volk. Mit seinem Rücktritt wolle er helfen, "das Morgen neu zu gestalten - im Zeichen des Fortschritts für ganz Spanien". Dies sehe er als Schlusspunkt seiner Politik, die er stets im Sinne des Volkes betrieben habe. Sein Sohn Felipe stehe weiter für Stabilität des spanischen Königshauses.
Juan Carlos sagte, dass er seine Abdankung bereits vor Monaten beschlossen und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet habe. Er freue sich, dass sein Sohn, der künftige König Felipe VI., der neuen Generation neue Impulse verleihen könne. Zum Schluss seiner kurzen Ansprache danke der König allen, die ihn auf seinem schweren Weg unterstützt haben - und erwähnte dabei insbesondere den Namen seiner Ehefrau, der Königin Sofia. Um seinen Rücktritt zu ermöglichen, plant die Regierung jetzt eine Verfassungsänderung, die von beiden Kammern bestätigt werden muss.
Juan Carlos hat in der Bevölkerung jahrzehntelang ein hohes Ansehen genossen. Der heute 76-Jährige spielte eine wichtige Rolle bei der Demokratisierung des Landes nach dem Ende der Franco-Diktatur in den 70er Jahren. Wegen einer Reihe von Korruptionsskandalen und anderer Fehltritte ist das Ansehen des spanischen Königshauses zuletzt aber gesunken.
Ermittlungen erschüttern Königshaus
Gegen die spanische Prinzessin Cristina und ihren Mann Inaki Urdangarin wird wegen des Verdachts auf Steuerbetrug und Geldwäsche im Rahmen einer Wohltätigkeitsstiftung ermittelt. Ein Gericht auf Mallorca dürfte in Kürze darüber entscheiden, ob es zu einem Prozess kommen wird. Ob der Rücktritt des Königs mit den Ermittlungen zusammenhängt, ist unklar. Juan Carlos habe seine Entscheidung bereits im Januar getroffen, hieß es im Königshaus. Aus Rücksicht auf die Europawahl habe er aber mit der Verkündung gewartet.
"Es ist eine politische Entscheidung", bestätigte ein Insider aus dem Königshaus. "Er dankt angesichts der neuen Herausforderungen in Spanien ab, weil er denkt, dass es notwendig ist, Platz für die neue Generation zu machen." Im Zuge der Schuldenkrise ist die spanische Wirtschaft in eine tiefe Krise gestürzt, von der sich das Land nur langsam erholt. Die Arbeitslosigkeit besonders unter jungen Spaniern ist auf einem Rekordhoch.
Elefantenjagd kam nicht gut an
Vor diesem Hintergrund sorgte Juan Carlos mit einem Safari-Ausflug auf dem Höhepunkt der Krise 2012 für Schlagzeilen. Die kostspielige, wenngleich privat finanzierte Elefantenjagd in Botswana war vom Königshaus zunächst geheim gehalten worden. Doch während der Safari stürzte der König und brach sich die Hüfte, womit der Ausflug an die Öffentlichkeit gelangte.
In einer Umfrage sprachen sich im Januar zwei Drittel der Spanier dafür aus, dass Juan Carlos als König abdanken sollte. Dagegen genießt der 46-jährige Prinz Felipe ein höheres Ansehen. So gaben 66 Prozent der Befragten an, dass der Thron unter einem König Felipe das verlorengegangene Prestige zurückgewinnen könnte.
Im vergangenen Jahr hatte in den Niederlanden Königin Beatrix ihrem Sohn Willem Alexander den Thron übergeben. Kurz darauf folgte der belgische König Albert II. dem Beispiel, um den Thron für seinen ältesten Sohn Prinz Philippe freizumachen.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP/rts