Ex-Präsident vor Comeback "Speedy Sarko" nähert sich dem Élysée
29.11.2014, 16:12 Uhr
Geben ihm die Franzosen noch eine zweite Chance? Nicolas Sarkozy will es noch einmal versuchen, Frankreichs mächtigster Mann zu werden.
(Foto: AP)
Zwischen 2007 und 2012 war Nicolas Sarkozy französischer Präsident. Jetzt steht der skandalgeprüfte 59-Jährige vor der Rückkehr an die Spitze der französischen Konservativen - dabei haben ihn viele seiner Landsleute nicht gerade in guter Erinnerung.
Frankreichs konservative Oppositionspartei UMP wählt noch bis zum Samstagabend einen neuen Vorsitzenden. Erwartet wird ein klarer Sieg von Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy, der die Partei schon von 2004 bis 2007 führte. Die rund 268.000 UMP-Mitglieder haben bis 20 Uhr Zeit, ihre Stimme online oder in Wahlbüros abzugeben - Start der Abstimmung war am Freitagabend. Das Ergebnis soll noch am Samstagabend bekanntgegeben werden.
- Bei der Wahl zum UMP-Vorsitzenden kandidieren neben Sarkozy der frühere Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire und der Abgeordnete Hervé Mariton. Der 45-jährige Le Maire dürfte mehr als 20 Prozent der Stimmen bekommen. Mariton hofft auf mehr als zehn Prozent.
- Es wäre eine große Überraschung, sollte Sarkozy nicht die erforderlichen 50 Prozent der Stimmen bekommen. Schon ein Ergebnis von unter 70 Prozent wäre nach Einschätzung von führenden Parteivertretern für ihn ein Dämpfer. Ein möglicher zweiter Wahlgang würde am 6. Dezember stattfinden.
Sarkozy will 2017 als Kandidat der Konservativen den Elysée-Palast von den regierenden Sozialisten zurückerobern. Der Parteivorsitz ist eine gute Ausgangsbasis für eine Kandidatur. Seit Monaten arbeitet der 59-Jährige darauf hin, seinen Weg zurück in den Élysée-Palast zu ebnen. Bereits von 2007 bis 2012 Staatspräsident, will er die Geschicke Frankreichs noch einmal leiten.
Der ebenso konservative wie quirlige Politiker musste dafür zunächst seine kriselnde UMP-Partei wieder an die Hand nehmen. Diese hatte Sarkozy bereits in den Jahren vor seiner Wahl zum Staatschef geführt. Nun schwebt dem ruhelosen "Speedy Sarko" vor, der größten Oppositionspartei und sich selbst in der glücklosen Präsidentschaft des Sozialisten François Hollande wieder nach vorne zu verhelfen. Der ehemalige Innen- und Wirtschaftsminister galt als sicherer Kandidat für den UMP-Parteivorsitz, hatte allerdings eine wenig überzeugende Werbekampagne mit abnehmender Dynamik unter seinen Anhängern geführt.
Angstmacher und schlechter Zuhörer
Die Karriere begann für den Mann, den die Sozialisten gern "den amerikanischen Neoliberalen mit dem französischen Pass" nennen, 1976 - mit der Gründung von Jacques Chiracs neogaullistischer RPR (heute UMP). 28-jährig Bürgermeister von Neuilly bei Paris und 1993 erstmals Minister, kam er nach einer Abwesenheit 2002 wieder in die Regierung.
Sarkozy steht für Recht und Ordnung, für eine mehr atlantische Ausrichtung und für eine betonte "nationale Identität". In seiner Partei sollte es für Sarkozy für eine Mehrheit reichen, aber die Franzosen insgesamt wollen ihn nicht zurück haben. Bei vielen Landsleuten hat sich der 1955 geborene Sohn eines ungarischen Aristokraten und einer Pariser Arzttochter als Präsident sehr unbeliebt gemacht. Sein Mangel an Popularität wird inzwischen nur noch vom jetzigen Inhaber des Präsidentenamtes, Hollande, überboten. Kritiker meinten immer, Sarkozy mache vielen Angst, er höre anderen kaum richtig zu und sei zu eindeutig auf seine Karriere fixiert. Dieser Eindruck hält sich.
Nichts als Skandale
Das liegt auch daran, dass Sarkozy im Laufe seines Werdegangs durch eine ganze Reihe von Affären aufgefallen ist. Ein kleiner Auszug: Sarkozys Präsidentschaftswahlkampf 2007 soll mit Geld aus dem Ausland finanziert worden sein. Im April 2012 veröffentlichte eine französische Nachrichtenseite ein Dokument, das nahelegt, dass der frühere libysche Diktator Muammar al-Gaddafi bereit gewesen sei, dem Franzosen mit 50 Millionen Dollar auszuhelfen.
Verwickelt war Sarkozy auch in die Bettencourt-Affäre. Die L'Oréal-Milliardärin Liliane Bettencourt soll konservativen Politikern immer wieder hohe Summen Bargeld übergeben haben. Angeblich hat Sarkozy Geld von der Dame genommen, obowhl diese unter Demenz litt. Im Oktober 2013 ließ die Staatsanwaltschaft die Vorwürfe gegen Sarkozy jedoch fallen.
Aktuellster Skandal um Sarkozy ist die Limit-Affäre. Dabei geht es um den Präsidentschaftswahlkampf 2012. Mehr als 22 Millionen Euro darf ein Präsidentschaftskandidat in Frankreich nicht kosten, Sarkozys Wahlkämpfer sollen jedoch 39 Millionen ausgegeben und dies mit doppelter Buchführung verschleiert haben. Sarkozys ehemaliger Chef-Wahlkämpfer Guillaume Lambert sagte aus, Sarkozy müsse spätestens vor der Stichwahl davon gewusst haben. Der Vorsitzende von Sarkozys konservativer Partei UMP, Jean-François Copé, musste wegen dieser Affäre bereits seinen Hut nehmen. Ausgerechnet mit diesem Posten liebäugelt nun Sarkozy.
Quelle: ntv.de, cro/dpa/AFP