Politik

"Was soll dieser Ego-Trip" Steinbrück spaltet die SPD

Steinbrück selbst sagte nur: "Der Knochen ist abgenagt."

Steinbrück selbst sagte nur: "Der Knochen ist abgenagt."

(Foto: dapd)

Dass Ex-Finanzminister Steinbrück von Altkanzler Schmidt als Kanzlerkandidat für 2013 empfohlen wird, nimmt die SPD mit gemischten Gefühlen auf. Der linke Flügel wettert gegen den Auftritt der beiden und erinnert daran, dass immer noch die Partei den Kandidaten bestimme. Andere Teile der SPD sind durchaus erfreut vom Gedanken des Kanzlerkandidaten Steinbrück.

Mit seinem Eintreten für den früheren Finanzminister Peer Steinbrück als SPD-Kanzlerkandidaten hat Altkanzler Helmut Schmidt Zustimmung, aber noch mehr Ablehnung hervorgerufen. Vor allem aus dem linken Flügel der Partei kommt Kritik. "Ich verstehe nicht, was dieser Ego-Trip zu diesem Zeitpunkt soll", sagte der Juso-Vorsitzende Sascha Vogt dem "Tagesspiegel". "Kanzlerkandidaten werden nicht von Altkanzlern ausgerufen, sondern von der Partei bestimmt."

Wenn die SPD klug sei, entscheide sie erst in einem Jahr über ihren Kandidaten, sagte SPD-Präsidiumsmitglied Ralf Stegner, ebenfalls vom linken Flügel der Sozialdemokraten. "Kanzlerkandidaten werden bei uns nicht ausgerufen, auch nicht von noch so verdienstvollen Politikern", es gebe mehrere Sozialdemokraten, "die das Amt können".

Steinmeier lobt Steinbrück

Zustimmung kam dagegen vom konservativen Seeheimer Kreis in der SPD. Dessen Sprecher Johannes Kahrs bezeichnete Steinbrück als einen guten Kanzlerkandidaten. "Ich glaube, dass Peer Steinbrück es kann. Er ist ein guter Krisenmanager und genießt als ehemaliger Finanzminister viel Vertrauen in der Bevölkerung", sagte Kahrs der "Welt".

Altkanzler Schmidt und Steinbrück haben ein gemeinsames Buch verfasst.

Altkanzler Schmidt und Steinbrück haben ein gemeinsames Buch verfasst.

(Foto: dapd)

SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier hat gelassen auf das Werben von Altkanzler Schmidt für Steinbrück reagiert. "Das sind zwei Menschen, die ich sehr schätze", sagte er der ARD. "Und es sind zwei Menschen, im Unterschied zu denen, die jetzt regieren, die manche Krise durchstanden haben mit Standfestigkeit und Orientierung." Mit Steinbrück arbeite er seit vielen Jahren eng und vertrauensvoll zusammen. "Wir sind befreundet."

Steinmeier gilt neben Steinbrück und SPD-Chef Sigmar Gabriel selbst als möglicher Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten. Auch Berlins Regierungschef Klaus Wowereit werden gelegentlich Ambitionen für die Aufgabe nachgesagt. Zum Verfahren der Kandidatenbenennung sagte Steinmeier, es bleibe bei dem, was die SPD besprochen habe: "Wir werden das im nächsten Jahr entscheiden."

Schmidt empfiehlt Steinbrück

Altkanzler Schmidt hatte Steinbrück unter anderem wegen seines Sachverstands in Finanzfragen als den geeigneten Kanzlerkandidaten bezeichnet. Notwendig seien im Augenblick politische Führer, die in diesem Bereich Bescheid wüssten, sagte der 92-Jährige am Sonntagabend in der ARD. "Er ist einer von denen, die wirklich wissen, worüber sie reden."

Steinbrück sagte zur Kanzlerkandidatenfrage, er werde sich erst äußern, falls ihm der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel eine entsprechende Frage stellen würde. Auf mehrere Versuche Jauchs, ihm mehr zu entlocken, sagte Steinbrück schließlich: "Der Knochen ist jetzt abgenagt."

Die Linke kann sich eine Zusammenarbeit mit einem Kanzler Steinbrück nicht vorstellen. "Ob die SPD einen notorischen Wahlverlierer aufstellt, ist ihre Sache", sagte ihr Vorsitzender Klaus Ernst der "Passauer Neuen Presse". "Dass wir mit ihm gut zusammenarbeiten, ist unwahrscheinlich." In der SPD gewönnen ausgerechnet diejenigen wieder an Macht und Einfluss, "die für Sozialabbau, Rentenkürzungen und Kriegseinsätze stehen".

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen