Kurz nach "Völkermord"-Debatte Steinmeier für zweite Amtszeit Gaucks
25.04.2015, 17:04 Uhr
(Foto: REUTERS)
Gerade hat Bundespräsident Gauck Deutschland in eine diplomatische Krise mit der Türkei gestürzt, da bekommt er Rückendeckung von dem, der diese ausbaden muss: Außenminister Steinmeier spricht sich für eine zweite Amtszeit des Bundespräsidenten aus. Und nicht nur er.
Mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier von der SPD und dem Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir haben sich erste Spitzenpolitiker für eine zweite Amtszeit von Bundespräsident Joachim Gauck ausgesprochen. "Ich habe eine klare Vorstellung, und das, was ich mir wünsche, ist, dass Joachim Gauck ein zweites Mal antritt", sagte Steinmeier auf die Frage des "Spiegel", ob er sich selbst vorstellen könnte, Bundespräsident zu werden.
Özdemir lobte Gauck auf einem kleinen Parteitag der Grünen in Berlin als "großartigen Bundespräsidenten". Dem ARD-Hauptstadtstudio sagte er: "Wenn er möchte, hat er unsere hundertprozentige Unterstützung." Gauck wurde 2012 von der Bundesversammlung mit einer breiten Mehrheit aus Union, SPD, Grünen und FDP gewählt.
Türkei zürnt dem Bundespräsidenten
Seine aktuelle Amtszeit läuft bis 2017. Sollte der 75-jährige frühere Pastor aus Rostock nochmals antreten, dürfte seine Wiederwahl sicher sein. Er wäre dann das älteste Staatsoberhaupt, das die Bundesrepublik je hatte. Gauck selbst äußerte sich bisher noch nicht zum Thema Wiederwahl.
Zuletzt bekam er deutlichen Gegenwind aus dem Ausland. Seine Aussagen zum "Völkermord" an den Armeniern stürzten Deutschland in eine diplomatische Krise mit der Türkei. Das türkische Volk werde dem deutschen Präsidenten Gauck seine Aussagen nicht vergessen und nicht verzeihen, erklärte das Außenministerium in Ankara.
Gauck hatte die Massaker im Osmanischen Reich an bis zu 1,5 Millionen Armeniern im Ersten Weltkrieg klar als Völkermord bezeichnet. Die Grünen lobten ihn für seine klaren Worte. Der Bundestag schloss sich Gaucks Bewertung der Gräueltaten an. Steinmeier hat dies bislang vermieden.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa