Ab 08.42 Uhr für die eigene Tasche Steuerzahler-Gedenktag
14.07.2009, 06:29 UhrVon jedem verdienten Euro bleiben dem Steuerzahler in diesem Jahr nur 46,7 Cent übrig. Rein rechnerisch arbeitet er damit erst ab heute nicht mehr für den Fiskus und die Sozialkassen, sondern für sich.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Deutschlands Steuerzahler arbeiten in diesem Jahr fast eine Woche länger für die Staats- und Sozialkassen als 2008. Erst von heute an arbeiten sie - rein rechnerisch - nur für den eigenen Geldbeutel, wie der Bund der Steuerzahler in Berlin mitteilte. Vor einem Jahr fiel der sogenannte Steuerzahler-Gedenktag auf den 8. Juli. Das davor erwirtschaftete Einkommen der Steuer- und Beitragszahler haben nach dem Rechenmodell des Steuerzahlerbundes Staat und Sozialversicherungen behalten.
Von jedem Euro bleiben 46,7 Cent
Der bei vielen Experten umstrittene "Steuerzahler-Gedenktag" ist ein Rechenbeispiel und wird auf Basis der volkswirtschaftlichen Einkommensbelastungsquote ermittelt. Diese zeigt an, wie viel der Staat vom Einkommen der Bürger und Betriebe über Steuern und Sozialabgaben zunächst einbehält. 2009 sind dies laut Steuerzahlerbund 53,3 Prozent: Von jedem verdienten Euro bleiben also nur 46,7 Cent übrig.
Daraus lasse sich der 14. Juli, 08.42 Uhr, als exakter Zeitpunkt errechnen. 2007 war es der 13. Juli.
Nach Angaben von Steuerzahlerbund-Präsident Karl Heinz Däke war die Belastung zuletzt im Jahr 2003 so hoch. 2009 gehen von jedem Euro Einkommen 32,7 Cent für Steuern ab. Davon 7,2 Cent Mehrwertsteuer, 10,8 Cent Lohn- bzw. Einkommensteuer und Soli-Zuschlag, 2,2 Cent Energiesteuern sowie 12,5 Cent für sonstige Steuern wie Erbschaft- und Kfz-Steuer.
An die Sozialkassen werden nach seinen Worten 20,6 Cent abgeführt – davon 10,3 Cent Rentenversicherungsbeiträge, 7,9 Cent Krankenkassenbeiträge, 1,4 Cent für die Arbeitslosenversicherung und 1 Cent für die Pflegeversicherung. 2008 hatte der gesamte Abgabenanteil bei 51,73 Prozent und 2007 bei 52,4 Prozent gelegen.
Däke fordert Steuersenkungen
"Trotz der Finanzkrise werden auch 2009 die dritthöchsten Steuereinnahmen aller Zeiten erwartet", sagte Däke. "Nachhaltige Steuerentlastungen sind daher nicht nur finanzierbar sondern auch dringend geboten, wenn der Steuerzahlergedenktag künftig deutlich früher sein soll."
Berechnungen sind einseitig
Die Politik, aber auch Ökonomen kritisieren das Rechenexempel. Zudem wird darauf verwiesen, dass die Beitragszahler für ihre Einzahlung in die Sozialkassen auch konkrete Gegenleistungen erhalten. Mit den Steuereinnahmen wiederum werden Bereiche wie Bildung, Innere Sicherheit, Verteidigung, Kinderbetreuung oder Straßenbau finanziert. Zudem erhalten zahlreiche Steuerzahlen auch finanzielle Leistungen des Staates wie Bafög für die Kinder, Kindergeld oder jüngst die Abwrackprämie.
"Natürlich verwendet der Staat, verwenden Bund, Länder und Gemeinden die Steuern und die Sozialbeiträge, um sie an die Bürger zurückzugeben", sagte Däke bei n-tv. "Wir wollen mit diesem Steuerzahler-Gedenktag lediglich symbolisieren, wie sich die Steuer- und Abgabenbelastung im Laufe der Jahre entwickelt hat. Es gab Jahre, da lag der Steuerzahler-Gedenktag Ende Juli, es gab aber auch Zeiten, da lag er Anfang Juni. Das ist lange her und wir wünschen uns, dass wir irgendwann mal wieder dahin zurückkommen."
Quelle: ntv.de, hdr/dpa