Niemand will Erich Priebkes Leiche bestatten Toter Nazi wartet und wartet
18.10.2013, 21:04 Uhr
Priebke kurz vor seiner Auslieferung nach Italien. Er hatte jahrzehntelang in Argentinien gelebt.
(Foto: REUTERS)
So langsam werden die Beteiligten nervös. Seit Tagen versuchen die italienischen Behörden, den Leichnam des in Rom gestorbenen deutschen Kriegsverbrechers loszuwerden. Deutschland und das langjährige Exilland Argentinien ignorieren das.
Die Behördenposse um die Leiche des verstorbenen NS-Kriegsverbrechers Erich Priebke hat auch eine Woche nach dessen Tod kein Ende genommen. Inzwischen sah sich sogar der Regierungssprecher genötigt, sich zu dem Fall zu äußern. Steffen Seibert sagte: "Es ist zu hoffen, dass die sterblichen Überreste von Herrn Priebke in angemessener Weise ihre letzte Ruhe finden können."

Priebkes Anwalt Paolo Giachini verdächtigte die Behörden, die Leiche seines Mandanten entführt zu haben.
(Foto: AP)
Priebkes Geburtsgemeinde Hennigsdorf bei Berlin hat es jedoch bereits abgelehnt, den verurteilten Nazi zu beerdigen. Dort hat man große Angst, dass der Ort eine Nazi-Pilgerstätte werden könnte. Erst im Juli vergangenen Jahres seien mehr als 50 Neonazis zu Priebkes Geburtstag durch Hennigsdorf marschiert, schreibt die "Märkische Allgemeine". Der Zeitung sagte der brandenburgische Justizminister Volkmar Schönburg jedoch auch: "Das ist unsere deutsche Geschichte. Die lässt sich nicht nach Italien entsorgen."
Auch die Stadt Bariloche in Argentinien, wo Priebke jahrzehntelang unter seinem echten Namen unbehelligt lebte, will die sterblichen Überreste nicht haben. Ebensowenig ist Italien bereit, sich um eine Beerdigung zu kümmern. Hier verbrachte Priebke seine letzten Lebensjahre unter Hausarrest, nachdem er in Rom wegen Kriegsverbrechen verurteilt worden war.
Familie wurde nicht informiert
In Rom befindet sich derzeit immer noch der Sarg mit der Leiche. Sie wurde am vergangenen Dienstag nach einer Totenmesse an einen Militärflughafen transportiert. Die Italiener wollten damit signalisieren, dass sie sich nun nicht weiter um den Toten kümmern wollten. Kurzzeitig war jedoch unklar gewesen, wo der Sarg sich eigentlich befand. "Gestern hat der Präfekt mir ein offizielles Dokument übergeben, aus dem hervorgeht, wo der Leichnam sich befindet und dass er der Familie zur Verfügung steht", sagte Priebkes Anwalt. Er hatte sich nach der abgebrochenen Trauerfeier auf einem Gelände der katholischen Piusbruderschaft bei Rom zunächst beschwert, Priebkes Sarg sei entwendet worden. Demnach sollen die Behörden den Leichnam zu dem Militärflughafen gebracht haben, ohne die Familie zu informieren.
Anwalt Paolo Giachini versicherte, die Suche nach einer Lösung gehe weiter. Die Leiche des früheren SS-Offiziers "könnte nach Deutschland gebracht werden. Das ist eine Möglichkeit." Eine offizielle Anfrage Italiens gibt es nach Angaben der Bundesregierung aber nicht. Brandenburgs Innenminister Ralf Holzschuher hatte erklärt, er habe "keinerlei Interesse daran, dass Erich Priebke im Land Brandenburg beigesetzt wird". Nur wenn es sich nicht vermeiden ließe, werde man den Toten anonym und an einem unbekannten Ort beisetzen.
Mit 85 noch verurteilt
Der Tote selbst hatte sich gewünscht, neben seiner Frau in Argentinien beigesetzt zu werden. Die Söhne forderten lediglich, dass ihr Vater katholisch bestattet werde. Da es sich als so schwierig herausstellt, Priebke zu beerdigen, kamen auch schon zahlreiche Vorschläge von außen. So regte ein israelischer Nazijäger an, man solle die Leiche einäschern und im Meer beisetzen.
Priebke war 1944 an einem der Nazi-Massaker bei Rom beteiligt, bei dem 335 Zivilisten getötet wurden. Regierungssprecher Seibert sagte, sein Name stehe für "ungeheure Verbrechen, die von Deutschen an Italienern verübt" worden seien. In einem Berufungsverfahren wurde Priebke 1998 zu lebenslanger Haft verurteilt, die er in Hausarrest bei seinem Anwalt absaß.
Unterdessen verurteilte ein Militärgericht in Rom einen weiteren 90 Jahre alten früheren Nationalsozialisten zu lebenslanger Haft. Er soll im September 1943 auf der griechischen Insel Kefalonia an der Erschießung von mindestens 117 italienischen Offizieren beteiligt gewesen sein.
Quelle: ntv.de, nsc/dpa