Politik

Pjöngjang tritt in den Kriegszustand Südkorea bleibt gelassen

Wonach hält Diktator Kim Jong Un Ausschau?

Wonach hält Diktator Kim Jong Un Ausschau?

(Foto: AP)

Das Säbelrasseln auf der koreanischen Halbinsel geht weiter. Nachdem Nordkorea seine Raketen abschussbereit gemacht hat, erklärt es den "Kriegszustand" mit dem Süden. Dort reagiert man zurückhaltend. "Das ist keine wirklich neue Drohung", heißt es. Auch Washington spricht von einem bekannten Muster der Kriegsrhetorik.

Nordkorea ist nach eigenen Angaben mit Südkorea in den "Kriegszustand" getreten. "Ab sofort befinden sich die interkoreanischen Beziehungen im Kriegszustand und alle Angelegenheiten zwischen beiden Ländern werden nach dem Kriegsprotokoll behandelt", hieß es in einer von der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten öffentlichen Erklärung. Von einem Angriffsbefehl wurde zunächst nichts bekannt. Die USA erklärten, die Drohung ernst zu nehmen, Südkorea zeigte sich zurückhaltender.

Die jahrelange Situation auf der koreanischen Halbinse l, die sich "weder im Frieden,  noch im Krieg" befunden habe, sei nun vorüber, hieß es in der gemeinsamen Erklärung sämtlicher Regierungsinstitutionen. Jede militärische Provokation nahe der Land- oder Seegrenze zwischen Nordkorea und Südkorea werde einen "umfassenden Konflikt und einen Atomkrieg" nach sich ziehen, hieß es weiter. Erneut wurden auch direkte Drohungen gegen die USA bekräftigt. Als mögliche Ziele wurden das Festland der USA, Hawaii und Guam sowie die in Südkorea stationierten US-Truppen genannt.

Zuvor hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bereits die Raketen des Landes für mögliche Angriffe in Bereitschaft gesetzt, nachdem die USA am Donnerstag zwei Tarnkappenbomber nach Südkorea entsandt hatten. Bereits am Dienstag hatte Pjöngjang mit Angriffen auf Ziele in den USA und Südkorea gedroht und angeblich die Sondereinheiten seiner gesamten Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt.

"Keine wirklich neue Drohung"

Die USA erklärten, die Berichte über eine "neue und unkonstruktive Erklärung aus Nordkorea" zur Kenntnis genommen zu haben. "Wir nehmen diese Drohungen ernst und bleiben in engem Kontakt mit unseren südkoreanischen Verbündeten", sagte Caitlin Hayden, Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, in Washington. Sie verwies indes darauf, dass Nordkorea eine "lange Geschichte der Kriegsrhetorik und Drohungen" habe. "Die heutige Ankündigung folgt diesem bekannten Muster."

Ähnlich äußerte sich auch Südkorea. "Das ist keine wirklich neue Drohung", erklärte das südkoreanische Vereinigungsministerium. Die Ankündigung sei vielmehr Teil einer "Reihe provokativer Drohungen". Das Verteidigungsministerium in Seoul erklärte, bislang sei entlang der gemeinsamen Grenze keine entscheidende Truppenbewegung beobachtet worden.

Nach Angaben des Vereinigungsministeriums in Seoul ließ Nordkorea weiter südkoreanische Pendler einreisen. Tag für Tag, außer sonntags, kommen Hunderte Südkoreaner in den gemeinsamen Industriepark in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong. Der Industriekomplex ist eine wichtige Deviseneinnahmequelle für das verarmte, aber hochgerüstete Nordkorea.

Russland rief alle Konfliktparteien zur "Zurückhaltung" auf. "Natürlich können uns die Spannungen an unserer östlichen Grenze nicht kalt lassen", sagte der Sondergesandte des Außenministeriums, Grigori Logwinow, der Agentur Interfax. Das Außenamt in Moskau schätze die Lage als "sehr angespannt und gefährlich" ein. Die USA und Südkorea hätten aber ausgewogen reagiert, weshalb die Situation nicht unumkehrbar sei. "Wir hoffen, dass alle Seiten maximale Zurückhaltung und Verantwortung an den Tag legen, und niemand die rote Linie überschreitet", sagte Logwinow.

"Nordkorea will keinen Krieg"

Südkorea und Nordkorea befinden sich formal ohnehin noch im Kriegszustand: Der Korea-Krieg wurde im Jahr 1953 lediglich mit einem Waffenstillstand beendet. Nach der Verhängung neuer UN-Sanktionen gegen Pjöngjang als Reaktion auf einen neuerlichen Atomtest hatte das Land jüngst auch den Nichtangriffspakt mit Südkorea aufgekündigt.

Außenminister Guido Westerwelle schrieb in einem Gastbeitrag für die "Bild"-Zeitung, die Drohungen des Nordens seien eine "ernste Gefahr für den Frieden in der ganzen Region". Was auf der koreanischen Halbinsel geschehe, betreffe die "Sicherheitsarchitektur der ganzen Welt", schrieb er in dem vor der Erklärung des Kriegszustands verfassten Beitrag. "Das unverantwortliche Spiel Nordkoreas mit dem Feuer muss aufhören."

Der Chef des Bundesnachrichtendienstes, Gerhard Schindler, bescheinigte Nordkorea eine "besondere Aggressionsrhetorik". Diese sei jedoch "nicht völlig neu", sagte er der "Bild am Sonntag". Zwar sehe er die Gefahr einer "regionalen Eskalation", sagte Schindler. Jedoch gehe der BND davon aus, "dass Nordkorea keinen Krieg will".

Russland hatte am Freitag davor gewarnt, dass die Lage in der Region "außer Kontrolle" geraten könne und eine Rückkehr zum Dialog angemahnt. Niemand dürfe versuchen, geopolitische Aufgaben militärisch zu lösen, sagte Außenminister Sergej Lawrow.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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