Pjöngjang schlägt Gesprächsangebot aus Südkorea fordert Bürger zur Rückkehr aus Kaesong auf
26.04.2013, 08:41 Uhr
Von den gezahlten Löhnen zweigt sich das Kim-Regime einen erheblich Teil ab.
(Foto: AP)
Seit 2004 funktioniert der Industriekomplex Kaesong für die verfeindeten Bruderstaaten Nord- und Südkorea bestens: Pjöngjang verkauft billige Arbeitskraft gegen Devisen. Doch das Projekt steht auf der Kippe: Das Kim-Regime sperrt sich gegen eine Rückkehr zur Normalität. Südkorea zieht die Konsequenzen.
Nach der Ablehnung Nordkoreas von Verhandlungen über die Zukunft des gemeinsam betriebenen Industrieparks Kaesong hat Südkorea seine dort verbliebenen Staatsbürger zum Verlassen des Gebiets aufgefordert. Alle noch in Kaesong befindlichen Südkoreaner sollten aus der Zone ausreisen, sagte Vereinigungsminister Ryoo Kihl Jae. In dem Industriepark nahe der Grenze zwischen beiden Staaten sind bisher über 120 südkoreanische Firmen ansässig und mehr als 50.000 Arbeiter aus Nordkorea tätig.
Nordkorea hatte zuvor die Aufforderung Südkoreas zu offiziellen Gesprächen über das gemeinsame Industriegebiet zurückgewiesen. In einer Erklärung bezeichnete Pjöngjang die Offerte aus Seoul als "arglistig".
"Wenn die südkoreanische Marionetten-Macht die Situation weiter verschlimmert, wäre es an uns, irgendwelche finalen, entschlossenen und harten Maßnahmen zu ergreifen", heißt es in der Erklärung des Verteidigungsausschusses. Jede "Ultimatum-ähnliche" Ankündigung würde nur "die finale Zerstörung" Südkoreas beschleunigen.
Angesichts der Spannungen zwischen den beiden Ländern hatte Nordkorea den Zugang zu der Anlage Anfang des Monats gesperrt. Am 9. April zog Pjöngjang zudem sämtliche Arbeitskräfte aus der Sonderwirtschaftszone ab, die auf nordkoreanischem Territorium liegt. Zuletzt befanden sich noch 176 der sonst 850 südkoreanischen Mitarbeiter in der Anlage.
Seoul hatte dem Norden eine Frist von 24 Stunden zur Aufnahme von Gesprächen gesetzt, und andernfalls nicht näher definierte "bedeutsame Maßnahmen" angekündigt. Die Warnung bezog sich womöglich auf einen dauerhaften Rückzug aus dem Industriepark, in dem 123 südkoreanische Unternehmen normalerweise 53.000 Menschen beschäftigen.
Unternehmen kämpfen bis zum Schluss
Die Sonderwirtschaftszone Kaesong ist Ergebnis der "Sonnenscheinpolitik" des damaligen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung Ende der 90er Jahre. Sie wurde 2004 eingerichtet und brachte seither Umsätze in Höhe von rund zwei Milliarden Dollar. Für Nordkorea ist die Anlage eine wichtige Quelle zur Beschaffung von Devisen.
Auch die Wirtschaft Südkoreas wird durch die Blockade Kaesongs getroffen. Produktionsausfälle und wegbrechende Aufträge bringen zahlreiche Firmen in Bedrängnis, Seoul sagte ihnen am Mittwoch Finanzspritzen zu. Der Verband der betroffenen Firmen appellierte daher bis zuletzt an Nordkorea, den Industriekomplex nicht aufs Spiel zu setzen. Beide Länder hätten im Gründungsabkommen garantiert, dass die Sonderzone 50 Jahre lang betrieben werde. "Die Geschäftsleute in Kaesong werden das Recht auf die Garantie beider Regierungen nicht aufgeben", hieß es in einer Erklärung.
Quelle: ntv.de, jog/AFP