Polizei erklärt sich für machtlos Taliban bestätigen: Haben deutsche Geisel
23.04.2015, 15:42 Uhr
In der Provinz Kundus war bis vor eineinhalb Jahren die Bundeswehr stationiert. Inzwischen sind die Taliban wieder auf dem Vormarsch.
(Foto: picture alliance / dpa)
Am vergangen Wochenende verschwand ein deutscher Entwicklungshelfer im nordafghanischen Kundus. Jetzt stellen die Taliban klar: Sie haben den Mann entführt. Was sie mit ihm vorhaben, wissen sie angeblich selbst noch nicht.
Die Taliban haben die Entführung eines deutschen Entwicklungshelfers in der nordafghanischen Provinz Kundus bestätigt. "Er wird von uns festgehalten", sagte ein Kämpfer namens Mullah Wali aus der Taliban-Gruppe des lokalen Kommandeurs Ghulam Hasrat. Es sei noch keine Entscheidung darüber gefallen, was mit der Geisel geschehen werde.
Ein hochrangiger Polizist in Kundus, der anonym bleiben wollte, bestätigte, dass der Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) am Wochenende von Ghulam Hasrats Kämpfern verschleppt worden sei. Er sei am Leben. "Derzeit können wir nichts unternehmen, weil wir befürchten, sein Leben zu gefährden." Die Polizei sei nicht darüber informiert gewesen, dass der Deutsche auf dem Weg von Kundus nach Masar-i-Scharif gewesen sei.
Aus dem Auswärtigen Amt hatte es zunächst geheißen, ein Krisenstab befasse sich mit dem Fall. Eine offizielle deutsche Bestätigung, dass der Vermisste entführt wurde, lag nicht vor. Zuletzt war im vergangenen Oktober in Afghanistan ein deutscher Entwicklungshelfer nach mehr als zweieinhalb Jahren Geiselhaft freigekommen. Der Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe war im Januar 2012 von Extremisten aus einem Haus in der ostpakistanischen Stadt Multan verschleppt worden.
Die Bundeswehr war vor eineinhalb Jahren aus Kundus abgezogen. Die GIZ beschäftigt dort aber weiterhin internationale und einheimische Mitarbeiter. Seit dem Abzug der Bundeswehr hat sich die Sicherheitslage deutlich verschlechtert. Die Taliban hatten vor wenigen Tagen zudem eine neue Frühjahrsoffensive angekündigt. Die Provinzregierung warnte, Kundus könne ganz unter die Kontrolle der Taliban fallen.
Quelle: ntv.de, mbo/dpa