Politik

Die Bundeskanzlerin wird 60 Tausend Gäste kommen zur Merkel-Sause

Angela Merkel wird an ihrem Geburtstag keine ruhige Minuten haben.

Angela Merkel wird an ihrem Geburtstag keine ruhige Minuten haben.

(Foto: imago/Xinhua)

Unter der nüchternen Überschrift "Berliner Gespräch - Spezial" lädt Angela Merkel in die CDU-Zentrale. Dahinter steckt nichts anderes als ein Empfang zu ihrem 60. Geburtstag. Ihr Wunsch: keine große Feier - bei 1000 Gästen ziemlich schwierig.

Von Altkanzler Helmut Kohl bis Ex-Fußballbundestrainer Jürgen Klinsmann hat Bundeskanzlerin Angela Merkel Glückwünsche und Botschaften zu ihrem 60. Geburtstag bekommen. Um Mitternacht saß sie noch mit den anderen 27 EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel beim Sondergipfel zusammen, bevor sie sich auf den Weg zu einem Empfang mit 1000 Gästen in der CDU-Parteizentrale in Berlin machte.

Statt großer Reden hatte sie sich einen Vortrag des Konstanzer Historikers Jürgen Osterhammel gewünscht. Thema "Vergangenheiten: Über die Zeithorizonte der Geschichte". Zu ihrem 50. Geburtstag hatte Merkel den Hirnforscher Wolf Singer eingeladen. Er irritierte damals so manchen Politiker mit seiner Theorie, dass der Unterschied zwischen Schneckenhirn und Menschenhirn nur ein gradueller sei.

Als Gäste wurden Mitglieder von Merkels erstem schwarz-roten Kabinett sowie der schwarz-gelben und der aktuellen Regierung erwartet. Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel sollte ein Grußwort halten. Statt Geschenken wünschte sich Merkel Spenden für die Leukämie-Stiftung des Tenors José Carreras.

Die 27 anderen Staats- und Regierungschefs überreichten Merkel Blumen und ein hoffnungslos veraltetes Fußballtrikot - aber mit ihren eigenen Unterschriften und nicht denen der deutschen Fußball-Weltmeister. Und vor allem: mit nur drei Sternen. Seit dem Sieg gegen Argentinien beim WM-Finale am vorigen Sonntag darf die deutsche Nationalmannschaft vier Sterne für ihre insgesamt vier Weltmeisterschaftstitel tragen.

Merkel wurde in Hamburg geboren und wuchs in der DDR auf. Erst nach der Wende ging die promovierte Physikerin in die Politik. Unter Helmut Kohl wurde sie erst Frauenministerin, dann Umweltministerin. 1999 forderte sie die CDU als Generalsekretärin auf, sich von Kohl als Übervater der Partei wegen der Spendenaffäre zu lösen. Kohl schrieb Merkel via "Bild"-Zeitung: "Wenn Sie heute zurückblicken, können Sie dies in der Gewissheit tun, die Gelegenheiten genutzt zu haben, die sich Ihnen in Ihrem wechselvollen Leben boten. Sie nutzten Ihre Chance und machten sich auf den Weg, der Sie bis an die Spitze unseres Landes brachte."

In ihrer dritten Amtszeit sitzt die CDU-Politikerin fester im Sattel denn je: Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des "Sterns" wünscht sich immerhin jeder vierte Deutsche, dass sie noch in zehn Jahren im Kanzleramt regiert.

Ein Veggie-Kochbuch von den Grünen

Die Grünen-Spitze würdigte Merkels ungewöhnliche Karriere als Frau aus der DDR. Sie habe das Gesicht Deutschlands in der Welt maßgeblich mitgeprägt, heute sei es ihretwegen selbstverständlich, dass eine Frau an der Spitze Deutschlands stehe. Mit ihrer ostdeutschen Biografie stehe sie außerdem für die Überwindung der deutschen Teilung. Die Grünen-Chefs Cem Özdemir und Simone Peter schenkten der Liebhaberin zünftiger Küche ein vegetarisches Kochbuch. Die Grünen-Fraktionschefs Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt wünschten Merkel "den Mut, auch die großen Zukunftsthemen unserer Gesellschaft anzupacken".

"Der Weg von einer Naturwissenschaftlerin in der DDR zur Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland ist nicht nur einmalig, sondern außergewöhnlich", sagte Linksfraktionschef Gregor Gysi und ergänzte: "Übrigens: Die Angleichung der Renten und Löhne in Ost und West haben Sie bisher leider vergessen. Aber es lässt sich ja noch nachholen." Auch Linkspartei-Chef Bernd Riexinger wünschte Merkel "persönlich Gesundheit und Glück".

Ex-Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) lobte Merkel im Deutschlandradio Kultur als kluge, unprätentiöse Politikerin. Vermisst habe er aber manchmal die Bereitschaft, "das Land gestalten zu wollen und dazu auch mutige Dinge zu tun". Und Klinsmann twitterte: "Alles, alles Gute zum 60. Geburtstag unserer Fußball-Bundeskanzlerin Angela Merkel!!"

Bei ihrer Pressekonferenz nach der Vertagung des EU-Sondergipfels in der Nacht in Brüssel stimmte der Leiter des dortigen ZDF-Studios, Udo van Kampen, ein Geburtstagsständchen an. Beim Singen blieb er aber weitgehend ohne Unterstützung seiner Kolleginnen und Kollegen. "Hätte ich mitsingen müssen, dann wär's besser geworden", meinte Merkel und sagte noch: "Das war der erste Gesang zu meinem heutigen Geburtstag. (...) Danke für das Ständchen."

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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